Spreizfuß: Das Quergewölbe im Vorfuß geht verloren
Unter Spreizfuß versteht man eine Aufspreizung der Mittelfußknochen in der Sicht von oben oder unten. Langläufig angegebene Absenkung des Fußquergewölbes ist eher funktionell zu sehen. Ein deutliches Quergewölbe wird anatomisch auch bei gesunden Füßen nicht beobachtet. Eher können muskulär und von der Funktion eine gleichmäßige Belastung des Vorfußes festgestellt werden. Der Spreizfuß spielt insbesondere durch die eintretenden übrigen Fehlstellungen, sogenannte sekundäre Zehendeformitäten eine wichtige Rolle: Hierbei denkt man an Kleinzehenfehlstellungen, aber auch Hallux valgus und Schneiderballen oder Digitus qintus varus superductus.
Terminologie
Die Fußfehlstellungen wie der Spreizfuß werden nach ihrem klinischen Aussehen angegeben ohne Ursachenhinweis.
- Spreizfuß: Die Mittelfußköpfchen der Zehen sinken ab und können den Boden berühren. Der Vorfuß verbreitert sich. Der Spreizfuß wird als Fehlstellung des Vorfußes oder der Mittelfußknochen gesehen.
- Metatarsus primus varus: Abspreizstellung des Großzehens (Os metatarsale) nach innen zur Körpermitte hin.
- Hallux valgus oder Ballenzeh: Hervortreten des Großzehengrundgelenks am Großzehenballen bei gleichzeitiger Auswärtsdrehung der Großzehe.
Morphologie des Spreizfußes
Der Spreizfuß ist durch eine Verbreiterung des Vorfußes zu erkennen. Abhängig von der Funktion der kleinen Fußwurzelknochen gibt es unterschiedliche Formen und Ausprägungsgrade eines Spreizfußes. Beim Spreizfuß insgesamt immer vorhanden ist eine Überlastung der Mittelfußknochenköpfchen 2, 3, 4, die durch verstärkte Druckbelastung resultieren.
Symptome
Die eigentlichen Symptome des Spreizfußes hängen von den vorhandenen Begleitfehlstellungen und Veränderungen ab. Diese Symptome werden von Patienten häufig berichtet:
- Mißempfindungen
- Brennen im Bereich des Vorfußes
- Mittelfußschmerzen oder Metatarsalgien
Häufiger sind Frauen betroffen. Sie beschrieben belastungsabhängige Schmerzen beim Gehen und Stehen, die in Ruhe eher nachlassen. Die Symptome können Brennen im Bereich des Vorfußes sein, zum Teil auch mit Mißempfindungen im Bereich der Zehen. Hier ist die wichtige Differentialdiagnose des Morton Neuroms zu sehen. Die zunehmende Verbreiterung führt zur Schwielenbildung der Fußsohlen im Bereich der Mittelfußköpfchen 2, 3, 4.
Wie entsteht der Spreizfuß?
Sowohl genetische als auch erworbene Ursachen für einen Spreizfuß werden beobachtet. Auch aus einem Unfall kann ein Spreizfuß resultieren.
Im Rahmen der Ursache wird heute sehr häufig eine Schwächung der kleinen Fußmuskeln ein sogenannter Fußverfall, diskutiert.
Die veränderte Wahrnehmung unserer Füße durch Abschirmung der Füße und unzureichendes Barfuß laufen ist hier ebenfalls eine Ursache wie das Tragen unpassender zu kleiner, zu enger oder zu hoher Schuhe. Die vermehrte Belastung des Vorfußes kann zu einer Veränderung der Bindegewebe und Weichteilstrukturen führen, die bei unzureichender Muskelführung im weiteren Verlauf zum Spreizfuß, auch zum symptomatischen Spreizfuß führen kann.
Auftreten und Verlauf des Spreizfußes
Plötzliche Spreizfußausbildungen sind selten. Im Normalfall handelt es sich um ein chronisch, über Monate und Jahre, zum Teil auch Jahrzehnte, schleichend verlaufende Erkrankung oder Fehlstellung.
Inwiefern die Fehlstellung im Verlauf zu Beschwerden oder Symptomen einer Metatarsalgie oder Mittelfußschmerzen führt, ist nicht eindeutig. Sicherlich kann der Verlauf des Spreizfußes durch entsprechende Verhaltensweisen eingedämmt werden.
Im weiteren Verlauf kommt es bei einer Spreizfußfehlstellung und Fehlfunktion des Vorfußes zu Veränderungen der Zehen. Hier ist sowohl der Hallux valgus, der Großzehenballen, als auch der Kleinzehenballen oder Schneiderballen zu nennen. Durch die vermehrte Belastung der Kleinzehen können hier auch die Zehen 2, 3, 4 durch Überlastung in Fehlstellungen gezwängt werden. Hier sind Krallenzehen, Hammerzehen (Mallet toes bzw. digitus malleus) denkbar.
Diagnose und Untersuchung des Spreizfuß
Bei der klinischen Untersuchung fallen Schwielen an der Fußsohle und möglicherweise auch Veränderungen im Bereich der Fußsohlen auf. Diese Schwielen entstehen durch vermehrte Belastung der Haut unter dem Mittelfußknochen.
Für die funktionelle Diagnose, also die Untersuchung des Fußes in Bewegung und unter Belastung, ist die Pedobarographie bzw. Podometrie eine wichtige Untersuchungsmethode.
Weiterhin sind Röntgenaufnahmen im Stehen zur Darstellung der Mittelfußknochen und der übrigen Fußwurzelknochen sinnvoll.
Wichtigen Differentialdiagnosen:
- Morton Neurom
- Schleimbeutelreizungen
- Rheumaknoten
- Befall der Gelenke im Rahmen von rheumatoider Arthritis
- Instabilitäten mit entsprechender Gelenkreizung
Konservativen Therapie
Die konservativen Therapie ist bei frühzeitiger Behandlung besonders effektiv. Hier sind aktive Therapiemaßnahmen zum Ausgleich der Muskelschwäche und des sogenannten Fußverfalles vor einem Fußschaden sinnvoll.
Eine weitere Therapiemethode bei gleichzeitiger Trainingstherapie ist die Einlagenversorgung.
Verhaltensanpassung beim Spreizfuß: Man sollte auf die übermäßige Belastung des Vorfußes achten. Das Tragen von höheren Absätzen über 3 cm sollte man vermeiden.
Enge Schuhe sollten ebenso vermieden werden wie extrem breite, den Fuß nicht führende Schuhe, da diese auch einer Verbreiterung der Fußsohle nicht entgegenwirken.
Ein aktiver Umgang mit der Erkrankung hilft, den Spreizfuß einzudämmen.
Bei ausgeprägter Fehlstellung ist allerdings Barfuß laufen nicht immer mit Beschwerdeverbesserung verbunden. Daher Barfußlaufen vorsichtig ausprobieren und spüren, was für den erkrankten Fuß noch möglich ist.
Physikalische Therapie
Die physikalische Therapie im Rahmen der Spreizfußbehandlung können nur akute Reizungen und Entzündungen vermindern.
Physiotherapie
Gerade im Rahmen des Spreizfußes ist eine frühzeitige Schulung des Patienten mit Eigenübungen medizinisch sinnvoll und indiziert. Ziele der Physiotherapie:
- Wahrnehmung
- Schulung
- Stellung
- Training der Fußsohlen
Eine Schmetterlingsrolle, das heißt Weichbettung der Mittelfußköpfchen auch im Fußsohlenbereich kann erforderlich sein.
Eine medikamentöse Therapie spielt keine Rolle bei der Spreizfußversorgung
Operative Behandlung des Spreizfußes
Als operative Spreizfußtherapie führen wir minimal-invasive Umstellungsoperationen zur Druckentlastung, ggf. mit gleichzeitiger Behandlung der Zehenfehlstellung durch.
Anzumerken ist bei Mittelfußschmerzen im Bereich des Spreizfußes, dass die Behandlungskonzepte der Großzehen und das Nachbehandlungskonzept der Mittelfußumstellungsoperation nicht gleichzeitig durchgeführt werden sollten.
Gerade im Rahmen komplexer Fehlstellungen ist die Intervention der Eingriff an mehreren Strahlen mit Zurückhaltung durchzuführen und eher ein zweizeitiges Vorgehen empfohlen.
Die klinischen Ergebnisse der Spreizfußbehandlung sind hier bei strenger Indikationsstellung sehr gut.
Die Nachbehandlung nach verschiedenen Vorfuß- oder Mittelfußeingriffen erfolgt durch eine Verbandschuhbehandlung mit starrer Fußsohle für 4 Wochen. Dadurch ist ein Abrollen über den Fuß nicht möglich, der Vorfuß wird entlastet.
Schwellungen über ein halbes Jahr nach Mittelfußeingriffen sind keine Seltenheit. Hier ist eine unterstützende physikalische Therapie nach Operation durchzuführen.
Bei ausgeprägtem Spreizfußes mit entsprechender Überlastung und nachweisbarer Zehenfehlstellung kann die Überdrucksymptomatik durch ein Anheben und möglicherweise operative Verkürzung der Mittelfußknochen behoben werden. Die Indikation ist ausschließlich bei Mittelfußschmerzen, die keine andere Ursache haben, indiziert.