Spreizfuß: Das Quergewölbe im Vorfuß geht verloren

Der Spreizfuß ist eine Fehlstellung des Vorfußes. Dabei kommt es zu einer fächerförmigen Aufspreizung der Mittelfußknochen aus der Sicht von oben oder unten. Die Mittelfußköpfchen sinken ab und können den Boden berühren, der Vorfuß wird breiter und funktionell kann es zu einer Absenkung des Fußquergewölbes kommen. Der Spreizfuß verursacht oft keine Beschwerden. Er begünstigt allerdings die Entwicklung weiterer Fehlstellungen wie z. B. Hammerzehen, Hallux valgus oder Schneiderballen.
Wie macht sich ein Spreizfuß bemerkbar?
Der Spreizfuß ist optisch gut durch eine Verbreiterung des Vorfußes zu erkennen. Im Anfangsstadium macht er zunächst häufig gar keine Beschwerden. Im weiteren Verlauf berichten Patienten von:
- Missempfindungen, z. B. Brennen im Bereich des Vorfußes und an den Zehen,
- Mittelfußschmerzen oder Metatarsalgien,
- belastungsabhängigen Schmerzen beim Gehen und Stehen, die in Ruhe eher nachlassen und
- Schwielen im Bereich der Mittelfußköpfchen 2, 3 und 4.
Achtung Fehldiagnose
Brennen im Bereich des Vorfußes und Missempfindungen im Bereich der Zehen kommen nicht nur beim Spreizfuß vor. Sie sind auch typische Anzeichen eines Morton Neuroms, das bei Verdacht auf Spreizfuß immer ausgeschlossen werden sollte.
Im Normalfall entwickelt sich der Spreizfuß chronisch über Monate und Jahre hinweg. Eine plötzliche Ausbildung eines Spreizfußes ist überaus selten. Im Verlauf drohen bei einer Spreizfußfehlstellung und Fehlfunktion des Vorfußes vor allem Veränderungen der Zehen. Hierunter fallen sowohl der Hallux valgus als auch der Schneiderballen, die Krallenzehen und die Hammerzehen.
Wie entsteht ein Spreizfuß?
Ein Spreizfuß kann sowohl angeboren als auch erworben sein. Die erworbene Form des Spreizfußes tritt häufiger auf. Zu den Ursachen des Spreizfußes gehören:
- genetische Veranlagung,
- Unfälle und Verletzungen sowie
- Nervenschädigungen, rheumatische Erkrankungen und Knochenerkrankungen.
Als Ursache ebenfalls diskutiert wird eine Schwächung der kleinen Fußmuskeln, der sogenannte Fußverfall. Das Tragen zu kleiner, zu enger oder zu hoher Schuhe führt zu einer vermehrten Belastung des Vorfußes. Dadurch verändern sich die Bindegewebe- und Weichteilstrukturen, was zusammen mit einer unzureichenden Muskelführung zum Spreizfuß führt. Begünstigt wird diese Entwicklung dadurch, dass die Füße heute durch Schuhe zu stark abgeschirmt und kaum noch durch Barfußlaufen trainiert werden.
Wie diagnostiziert der Arzt einen Spreizfuß?
Bei der klinischen Untersuchung fallen neben der Verbreiterung des Vorfußes häufig Schwielen an der Fußsohle auf. Sie entstehen durch vermehrte Belastung der Haut unter den nach unten drückenden Köpfchen der Mittelfußknochen.
Für die funktionelle Diagnose, also die Untersuchung des Fußes in Bewegung und unter Belastung, ist die Podometrie eine wichtige Methode. Röntgenaufnahmen im Stehen zur Darstellung der Mittelfußknochen und der übrigen Fußwurzelknochen komplettieren die Diagnostik.
Kernspintomographische Untersuchungen (MRT) mit Kontrastmittel helfen dabei, wichtige Differenzialdiagnosen auszuschließen. Dazu gehören:
- Morton Neurom,
- Schleimbeutelreizungen,
- Rheumaknoten,
- Befall der Gelenke im Rahmen von rheumatoider Arthritis und
- Instabilitäten mit entsprechender Gelenkreizung.
Wie behandelt man den Spreizfuß?
Barfußlaufen oder nicht?
Bei ausgeprägter Fehlstellung ist Barfußlaufen nicht immer mit einer Besserung der Beschwerden verbunden. Daher sollte Barfußlaufen zunächst vorsichtig ausprobiert und gespürt werden, was für den erkrankten Fuß noch möglich ist.
Die konservative Therapie ist bei frühzeitigem Beginn besonders effektiv. Im Rahmen der Behandlung soll die Muskelschwäche ausgeglichen und damit dem Fußverfall entgegengewirkt werden. Dies geschieht durch folgende Maßnahmen:
- Physiotherapie und Fußgymnastik: Gerade im Rahmen des Spreizfußes ist eine frühzeitige Schulung des Patienten mit Eigenübungen medizinisch sinnvoll und indiziert. Ziele der Physiotherapie sind eine bessere Wahrnehmung, eine verbesserte Fußstellung sowie das Trainieren der Fußsohle.
- Einlagenversorgung: Ausschließlich passive Einlagen sind auch beim Spreizfuß zu vermeiden. Oft ist eine Schmetterlingsrolle erforderlich. Sie sorgt dafür, dass die Mittelfußköpfchen auch im Fußsohlenbereich weich gebettet sind.
- Verhaltensanpassung beim Spreizfuß: Es ist wichtig, den Vorfuß nicht übermäßig zu belasten. Enge Schuhe sollten ebenso vermieden werden wie extrem breite, den Fuß nicht führende Schuhe, da diese einer Verbreiterung der Fußsohle nicht entgegenwirken. Das Tragen von Absätzen über 3 cm sollte unterbleiben.
- Physikalische Therapie: Im Rahmen der Spreizfußbehandlung helfen Kältebehandlungen, akute Reizungen und Entzündungen zu vermindern.
Die operative Behandlung des Spreizfußes
Als operative Spreizfußtherapie führen wir minimalinvasive Umstellungsoperationen zur Druckentlastung, gegebenenfalls mit gleichzeitiger Behandlung anderer Fehlstellung durch. Bei ausgeprägtem Spreizfuß mit Überlastung und nachweisbarer Zehenfehlstellung kann die Überdrucksymptomatik durch ein Anheben und eine operative Verkürzung der Mittelfußknochen behoben werden. Die Indikation besteht ausschließlich bei Mittelfußschmerzen, die keine andere Ursache haben.
Anzumerken ist bei Mittelfußschmerzen im Rahmen eines Spreizfußes, dass die Behandlungskonzepte für die Großzehen und die Nachbehandlung der Mittelfußumstellungsoperation nicht gleichzeitig durchgeführt werden sollten. Vor allem im Rahmen komplexer Fehlstellungen ist eher ein zweizeitiges Vorgehen empfohlen.
Zur Nachbehandlung wird für vier Wochen ein Verbandschuh mit starrer Fußsohle getragen. Dadurch ist ein Abrollen über den Fuß nicht möglich, der Vorfuß wird entlastet. Häufig bleiben nach Mittelfußeingriffen bis zu sechs Monate lang Schwellungen zurück. Sie lassen sich durch eine geeignete physikalische Therapie lindern.