Orthopädische Gelenk-Klinik

Angeborener Knick-Plattfuß bzw. Knick-Senkfuß

Definition der angeborenen Knick-Plattfuß-Fehlstellung

Der angeborene Knick-Senk- oder -Plattfuß (Pes planovalgus) ist eine Fehlbildung von Gelenken, Weichteilen und Knochen des Fußes. Je nach Ausmaß kann sich daraus eine schwere, nicht ausgleichbare Knick-Plattfuß-Fehlstellung entwickeln. Dabei steht die Ferse nicht gerade, sondern nach innen geknickt, und ihr unterer Bereich ist nach außen gerichtet. Gleichzeitig ist das Fußlängsgewölbe stark abgeflacht oder überhaupt nicht vorhanden, also "platt".

Knick-Senkfuß und Knick-Plattfuß unterscheiden sich im Ausmaß der Abflachung des Fußlängsgewölbes. Diese ist beim Knick-Senkfuß weniger ausgeprägt, häufig ist die Fehlstellung auch flexibel, d. h. sie lässt sich im Zehenstand korrigieren. Beim Knick-Plattfuß ist das Fußlängsgewölbe vollständig aufgehoben. Die Fehlstellung ist meist rigide und lässt sich nicht im Zehenstand ausgleichen.

Eine besonders schwere Form des Knick-Plattfußes ist der Talus verticalis. Bei dieser angeborenen Fehlstellung ist das Fußlängsgewölbe nicht nur aufgehoben, sondern die Fußsohle ist nach unten gewölbt. Dadurch erinnert sie an einen Schaukelstuhl oder einen Tintenlöscher, wie man ihn früher benutzte. Synonyme für diese Fehlbildung sind Rocker Bottom Foot, Talipes convex und Congenital convex pes valgus. Manchmal wird ein solcher Fuß auch Tintenlöscherfuß genannt.

Wie macht sich ein angeborener Knick-Plattfuß bemerkbar?

Beim Neugeborenen fällt der angeborene Knick-Plattfuß nicht unbedingt gleich auf. Im fortgeschrittenen Zustand der Fußreifung macht sich die Fehlstellung dann vor allem durch die nach unten gewölbte Fußsohle bemerkbar: Man spricht daher auch vom Schaukelfuß oder Tintenlöscherfuß. Der Vorfuß steht nach außen verdreht und der Fuß knickt nach innen. Die Ferse steht nach außen (X-Stellung der Ferse), der Rückfuß (Fersenbereich) ist verdreht. Das Fußlängsgewölbe liegt flach auf dem Boden auf. Am Fußinnenrand und am Fußlängsgewölbe steht das Sprungbein stark hervor. Durch die Achillessehnenverkürzung ist ein Hochstand der Achillessehne zu beobachten.

Entwicklung und Verlauf der angeborenen Knick-Plattfußerkrankung

Die bei Geburt vorhandene Fehlbildung kann sich im Verlauf der frühkindlichen Reifung des Fußes noch weiter verschlechtern. Meist lässt sich der Fuß ohne Hilfsmittel kaum belasten und ohne Behandlung ist die Steh- und Gehfähigkeit der betroffenen Kinder stark beeinträchtigt.

Mit zunehmendem Alter führen die Fehlstellungen zu Arthrose im Sprunggelenk und in den Fußgelenken, was die Mobilität der Betroffenen weiter erheblich einschränkt. An den überlasteten Fußbereichen leidet die Haut und wird geschädigt. Bleibt die Fehlstellung unbehandelt, kommt es schließlich zu einer Verstümmelung des Fußes.

Anatomischer Hintergrund

Beim Knick-Senkfuß ist das Gelenk vor dem oberen Sprunggelenk, das sog. "TNG" oder talonavikulare Gelenk (Sprungbein-Kahnbein-Gelenk) nicht normal geformt. Es ist komplett oder teilweise ausgekugelt (Luxation/Subluxation des Talonavikulargelenks). Dies bedeutet, dass sich der Kahnbeinknochen (Os naviculare) nach oben in einer massiven Fehlstellung befindet. Das Sprungbein (Talus) steht deshalb nicht annähernd horizontal, sondern vertikal. Die benachbarten Gelenke sind im Verlauf ebenfalls ausgekugelt oder werden im weiteren Verlauf auskugeln.

Wie kommt es zum angeborenen Knick-Plattfuß?

Die Erkrankung ist mit etwa 1:10000 Neugeborenen relativ selten. In etwa der Hälfte der Fälle tritt sie gemeinsam mit einer anderen Fehlbildung auf.

Die genaue Ursache ist nicht bekannt. Häufig ist die Fehlstellung erblich bedingt, also genetisch verursacht. In der Embryonalentwicklung ist dann die Ausbildung des Fußes und des Längsgewölbes gestört. Auch eine sog. Zwangslage im Mutterleib (Engstellung oder übermäßiger Druck) im letzten Schwangerschaftsdrittel wird als Ursache diskutiert.

Wie diagnostiziert der Arzt den Knick-Senkfuß?

Die Diagnose des angeborenen Knick-Plattfußes wird klinisch gestellt – also durch Inspektion der Füße und Untersuchung des Gangbildes. Eine Röntgenuntersuchung zeigt die Fehlstellung der Knochen und die Gelenkstellung im Fuß.

Die detaillierte Messung von Achsen im Röntgenbild hilft bei der quantitativen Einschätzung des Knick-Plattfußes. Das Sprungbein steht vertikal, das Kahnbein auf Höhe des Sprungbeinhalses und nicht, wie normal, im Gelenk zwischen den beiden Knochen. Die Stellung der Gelenke sowie eine evtl. Spitzfußstellung lassen sich im Röntgen am besten in Beuge- und Streckstellung von der Seite beurteilen. Ob beim Knick-Plattfuß eine flexible oder eine rigide Form vorliegt, kann man in der Röntgendarstellung ebenfalls klar unterscheiden. Alle diese Informationen helfen bei der Einteilung und Beurteilung der Erkrankung und sind wichtig für die Therapieplanung.

Eine wichtige Differenzialdiagnose ist der neurogene Knick-Plattfuß. Er entwickelt sich aufgrund von neurologischen Erkrankungen, die die Muskel- und Nervenfunktion des Fußes beeinträchtigen. Ein Beispiel dafür ist die infantile Zerebralparese. Ausgeschlossen werden muss auch der aufgrund des Fersenhochstands ähnlich aussehende Hackenfuß.

Wie behandelt man den angeborenen Knick-Plattfuß?

Konservative Behandlung des Knick-Plattfußes

Ziel der konservativen Behandlung ist ein schmerzfreier Fuß, der einwandfrei funktioniert und auf der ganzen Sohle belastbar ist. Dazu müssen normale Gelenkverhältnisse und Knochenstellungen hergestellt werden. Damit dies gelingt, muss die Therapie möglichst früh beginnen, am besten vor dem 4. Lebensjahr.

Behandelt wird mit einer Redressions-Gipsbehandlung. Dabei wird die Fehlstellung stufenweise gebessert und schließlich aufgehoben. Die Methode (sog. "umgekehrte Ponseti-Methode") ist schonend und schon seit Jahren erprobt.

Wann muss der angeborene Knick-Plattfuß operiert werden?

Wenn durch konservative Verfahren nur eine unzureichende Korrektur der angeborenen Knick-Plattfußstellung erreicht wird, ist eine Operation erforderlich. Ihr Ziel ist, die Fehlstellung zu korrigieren und dadurch den Fuß auf der ganzen Fußsohle (plantigrad) belastbar zu machen – ohne dass der Betroffene Schmerzen hat. Außerdem soll der Fuß wieder voll bewegbar und funktionstüchtig werden. Dafür muss das Kahnbein-Sprungbein-Gelenk in die richtige Stellung gebracht werden. Erst reponiert der Fußchirurg das talonavikulare Gelenk und fixiert es mit Drähten. Dann rafft und verkürzt er die ausgedehnten inneren Gewebe wie Gelenkkapseln, Bänder und Sehnen, um die Korrektur zu unterstützen. Benachbarte ausgekugelte Gelenke müssen ebenfalls wieder eingerichtet werden.

Operationsverfahren beim angeborenen Knick-Plattfuß

  • Reposition der Gelenke ohne Versteifung
  • Weichteilraffung auf der Innenseite des Sprunggelenkes und Fußes
  • Sehnentransfer zur Unterstützung der Korrektur, die vordere Schienbeinsehne wird auf das Sprungbein gesetzt, weil der normale Ansatz auf dem Kahnbein die Fehlstellung verstärkt
  • Achillessehnenverlängerung

Vor allem bei spätem Behandlungsbeginn kann mit den genannten Maßnahmen oft keine ausreichende Korrektur erzielt werden. Um die Stellung des Fußes zu verbessern und die Fußform zu verändern, können dann Fußwurzelknochen entfernt und/oder miteinander versteift werden. Dabei wird in einigen Fällen auch eine Subtalare Arthrodese, eine Double-Arthrodese oder auch eine Triple-Arthrodese notwendig.

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Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

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