Orthopädische Gelenk-Klinik

Hallux valgus

Der Hallux valgus ist eine Fehlstellung, die den ersten Strahl des Fußes betrifft. Der Hallux valgus ist durch eine Abweichung der Großzehe nach außen charakterisiert (Hallux valgus) und häufig mit einer Verschiebung des Mittelfußknochens nach innen kombiniert (Metatarsus primus varus).

Die Fehlstellung ist nicht nur eine kosmetische Verformung des Fußes. Es gibt verschieden Formen des Hallux valgus und auch verschiedene Ursachen. Der Hallux valgus interphalangeus (Reine knöcherne Fehlstellung der Großzehenknochen ohne Verschiebung im Großzehengrundgelenk) ist eine seltene Form, aber wichtig für die Therapieentscheidung. Die häufigste Form des Hallux valgus ist mit einer Fehlstellung im Großzehengrundgelenk vergesellschaftet. Diese sog. Subluxation im Grundgelenk geht mit einer Verschiebung der Weichteile über dem Gelenk einher.

Bei diesem Hallux valgus-Typ liegt die eigentliche Problematik des Fußes in einer veränderten Belastung des Vorfußes. Diese sind am besten mit dem Begriff: Insuffizienz des ersten Strahles zu beschreiben. Die unzureichende Belastungsfähigkeit oder Lastaufnahme des ersten Mittelfußknochens ist mehr als ein kosmetisches Problem. Sie führt zu weitreichenden Folgen für den Fuß, der gesamten Statik des Fußes und des Beines.

Auch die Dynamik des Fußes ist stark gestört. Der Spreizfuß ist typische Ursache des Hallux valgus ist fast immer begleitend vorhanden. Die Fehlstellung ist auch keine eindimensionale Fehlstellung. Die Insuffizienz führt nicht nur zu Belastungsstörungen des Fußes sondern es kommt auch zu einer Verschiebung der Sesambeine unter dem Mittelfußköpfchen. Ein Sesambein ist ein Knochen wie die Kniescheiben, die in einer Sehne liegt und als Umlenkrolle dient. Am Grußzehengrundgelenk sind hier zwei Sesambeine in der kurzen Beugersehne des Grußzehengrundgelenkes (M. Flexor hallucis brevis) eingelagert. Diese Umlenkknochen haben unten Kontakt zur knorpeligen Fläche des Mittelfußkopfes. Dieser Gelenkabschnitt ist für die Behandlung des Großzehengrundgelenkes wichtig. Beim Hallux valgus kommt es zu einer Fehlstellung in diesem Gelenkanteil. Wir bezeichnen diesen anatomischen Bereich als Sesambeinschlinge. Sie besteht außer aus den Sesambeine auch aus Kapselgewebe und den daran anliegenden Sehnen. Diese Sehnen sind zugleich die einzigen aktiven Stabilisatoren des Hallux valgus oder der Großzehe. Für das Verständnis der häufigen Hallux valgus Fehlstellung ist dieses Wissen und damit auch die Analyse der Fehlstellung durch die klinische Untersuchung, die radiologische Untersuchung unter Belastung und auch die Pedobarometrische Druckuntersuchung unter dynamischen Verhältnissen besonders wichtig. Hierbei sind die vorliegenden Verhältnisse richtig einzuschätzen.

Epidemiologie

Der Hallux valgus ist eine häufige Erkrankung. Besonders in Kulturen, die Schuhe tragen wird sie häufig beobachtet. Betroffen sind in erster Linie Frauen. Natürlich nicht nur, allerdings sind Männer seltener und öfter durch genetische Faktoren belastet. Die Fehlstellung und Problematik ist weit verbreitet. Es gibt aber auch ganze Familien, die an Hallux valgus Erkrankungen erkranken und über Generationen immer einzelne Mitglieder der Familie betreffen.

Entstehung

Der Hallux valgus kann nicht durch eine Ursache hervorgerufen werden. Es ist die Summe der inneren und äußere Faktoren.

Innere Faktoren

Mittelfußfehlstellung (hier sind verschiedene anatomische Winkel für die Beurteilung sinnvoll.)

Fußformen

(Die vorgegebenen anatomischen Knochenlängen, Knochenstellungen und Veränderung im Laufe des Lebens spielen hier eine Rolle) Form des MTC Gelenkes Das Gelenk zwischen Mittelfuß (MT Metatarsale) und dem Kuneiforme mediale (Knochen der Fußwurzel) kann unterschiedlich geformt sein und vielleicht auch unterschiedliche anfällig für die Fehlstellung des Mittelfußes beim Hallux valgus)

Form des MTP Gelenks

(Auch die Form der Großzehengrundgelenkes (Mittelfuß MT und Phalanx, die Zehe P) daher metatarsophalangeales Gelenk. Kann ursächlich für die Fehlstellung sein.

Laxizität der Bänder (sicherlich sind die Bänder immer ein Teil der Hallux valgus Erkrankung. Die Bänder an der Fußwurzel können ebenso betroffen sein, wie die Bänder am Großzehengrundgelenk selbst.

Entzündliche Erkrankungen wie rheumatische Erkrankungen aber auch Stoffwechselstörungen.

Central nervöse Erkrankungen durch Hirnschäden gehören in diese Gruppe.

Äußere Faktoren Schuhmode ist ein häufige Begleitursache. Unfallverletzungen mit Schädigung der Gelenkkapsel der Großzehe oder Restfehlstellung am Mittelfuß oder der Großzehe.

Klinische Darstellung des Hallux valgus

Verbreiterung des Fußes als Folge des Spreizfußes. Vorwölbung auf der Innenseite des Fußes hier Wölbt sich der Mittelfußkopf unter haut nach vorne. Dies ist bei den meisten Hallux valgus Fehlstellungen so.

Schleimbeutelentzündung mit Rötung der Haut über der Vorwölbug. Die Haut über dem Großzehenballen kann unterschiedlich verändert sein. Rötung, Schwellung, Ausbildung eines Schleimbeutels mit chronischer Entzündung, teilweise mit Nervenreizung, Entzündung, Schwielenbildung der Haut bis zur Ulzeration (zum Aufbruch der Haut an der prominenten Stelle. Fehlstellung der Zehe nach außen und häufig zunehmende Verdrehung nach innen.

Teilweise eine Überstreckung im Endgelenk. Teilweise eine assoziierter Veränderung der Zehenstellung der 2. Zehe. Ausbildung Krallen oder Hammerzehenstellung. Die Veränderungen am benachbarten Zehe und Mittelfußknochen haben eine besondere Bedeutung.

Siehe Artikel Mittelfußschmerzen bei Hallux valgus

Der Hallux valgus hat eine weitreichende Wirkung auf die Belastungsverhältnisse des Mittelfußes und der Kleinzehen.

Die Problematik, dass Patienten mit Mittelfußschmerzen sich in meiner Praxis vorstellen, die starke Mittelfußschmerzen haben, aber auch einen Hallux valgus mit dem die Patienten keine Beschwerden haben soll hier kurz erläutert werden.

Der Hallux valgus ist keine reine Großzehenfehlstellung. Das Großzehengrundgelenk hat durch seine besondere Anatomie und auch durch seine besonderen Belastungsverhältnisse eine spezielle Rolle für Mittelfußschmerzen. Eine der wesentlichen Ursachen des Hallux valgus ist der Spreizfuß mit Verbreiterung des Vorfußes und auch einer Veränderung der Belastung unter den Mittelfußköpfchen. Diese Veränderung der Belastung unter dem mitteleren Vorfußanteil kann anfänglich nur Podobarometrisch in der Bewegung gemessen werden, später zeigen Schwielen die Ursache. Auch der Schneiderballen oder Kleinzehenballen ist eine weitere Folge des Spreizfußes mit Überlastung.

Beim Gehen hier besonders beim Abrollen trägt der Vorfuß kurzzeitig das gesamte Körpergewicht verteilt auf die Mittelfußknochen.

Beim Gang unterscheidet man eine mittlere Standphase in der der Fuß weitgehend platt auf dem Fußboden aufsteht und die sog. Push Off Phase des Laufens (Die Phase in der beim Gehen die Ferse den Boden verlässt, der Fuß vorne Kontakt hat bis zu dem Moment wenn der Fuß den Boden verlässt) beide sind wichtige Phase für die Mittelfußfunktion.

Die Mittelfußschmerzen bei Hallux valgus hängen im wesentlichen mit der sog. Insuffizienz des ersten Strahles zusammen. Der erste Mittelfußknochen trägt also beim Abrollen durch seine veränderte Stellung nicht mehr die Belastung eines normalen Fußes. Normalerweise trägt er 80% der Gewichtsbelastung in den og. Phasen. Bei der Fehlstellung und Mehrbeweglichkeit im Gelenk zur Fußwurzel wird dieser Anteil geringer. Der von seinem anatomischen Aufbau mit starken Sehnen, Kapselgewebe und Sesambeinschlinge ausgestattete Vorfußbereich verrichtet nur noch einen Teil der vorgesehenen Funktion des 1. Strahles. Der Rest der Belastung wird durch die benachbarten Zehen abgefangen. Trägt der 1. Strahl nur noch 50% der Belastung müsse sich die benachbarten Mittelfußknochen die Belastung aufteilen. Natürlich ist der direkt benachbart liegende Knochen derjenige der die größte Belastung übernimmt.

Die Belastung beim Abrollen des Fußes kann locker bis zum doppelten Körpergewicht und damit sehr starken Zug und Druckkräften reichen. Da die benachbarten Mittelfußknochen, die Mittelfußzehengelenk mit Ihren Gelenkkapseln und auch den Bändern und auch die Sehnen und Muskeln hierfür nicht gebaut wurden, kommt es gerade beim Hallux valgus mit Schwächung der Tragefunktion zu Mittelfußschmerzen oder auch weiteren Fehlstellungen der Kleinzehen im Rahmen des Spreizfußes.

Diese Art des Mittelfußschmerzes ist Teil der sog. Transfermetatarsalgie (transfer=übertragen, metatarsal= Mittelfuß )

Der nun chronische Überlastete Bereich unter den Kleinzehen kann auf verschiedenen Art und weise Symptome machen.

  1. Die Umverteilung der Belastung führt beim längeren gehen immer wieder zu Schmerzen unter der Fußsohle also am Vorfuß zentral. Diese reine Überlastung kann sowohl statisch als auch dynamisch hervorgerufen werden. Hierfür spielen die anatomisch vorgegebenen Längenverhältnisse des Mittelfusses eine wichtige Rolle. Hier sind Patienten mit langen Mittelfußknochen 2 im Verhältnis zum ersten Mittelfußknochen besonders betroffen. Aber auch Patienten mit besonders breit angelegten Spreizfuß. Die Druckverhältnisse und anatomischen Verhältnisse kann man im Rahmen einer klinischen Untersuchung, eines Röntgenbildes im Stehen und einer dynamischen Pedobarographie darstellen.
  2. Auch die Gelenke der benachbarten Zehen und hier besonders das Grundgelenk könne auf diese veränderten Belastungsverhältnisse reagieren. Durch die starke Belastung kann es beim Abrollen immer wieder zu kleinen Verletzungen der Kapselgewebe kommen oder bei Patienten mit sehr laxen Bindegewebe kann dieses sich nicht an die Verhältnisse adaptieren. So können Mehrbeweglichkeiten in den benachbarten Grundgelenken beim Hallux valgus entstehen. Diese Mehrbeweglichkeit kann zur Instabilität mit sehr viel stärkerer Gelenk und Knorpelbelastung in den Grundgelenken der Kleinzehen führen. Die Folge kann eine sog. Arthritis mit deutlicher Reizung und Erguss im Gelenk sein.
  3. Diese Überbeweglichkeit kann sich durch die immer wiederkehrende Überlastung und Entzündung verstärken. Die Entzündung schwächt die Gelenkkapsel und die umgebenden Stabilisatoren. Hier ist die sog. plantare Platte ein Teil der überlasteten Struktur. Sie ist ein unter dem Grundgelenk der Kleinzehen liegender Kapsel-Sehnenanteil, der zum einen das Gelenk stabilisiert aber auch dazu dient, dass die Mittelfußköpfchen beim Abrollen auf der Unterlage zu polstern. Durch die starke Belastung und auch durch die Entzündung können hier mit der Zeit Schäden entstehen. Die Schäden an den Kapsel-Bandstrukturen und plantaren Platte führen im weiteren Verlauf nicht mehr nur zu Schmerzen unter den benachbarten Mittelfußknochen des Hallux valgus, sondern auch zu Fehlstellungen. Das Grundgelenk der Zehen kann nach oben subluxieren oder luxieren. Diese Stellungsänderung kann bis zur Auskugelung reichen. Sie haben dann auch Folgen auf die Stellung der Kleinzehen (siehe Krallenzen, Mallet toe, Hammerzehe.)
  4. Die überlasteten Strukturen haben aber durch ihre Veränderung auch weitere Auswirkungen auf die Muskelfunktion und die Funktion der Sehnen. Diese Sehnendysfunktion und diese Muskelungleichgewichte sind ein wesentlicher Teil der Erkrankung und können nicht genügend betont werden. Sie sind Ursache für den Spreizfuß, sie sind auch für die Fehlbelastung mitverantwortlich und sie verstärkten ab einem bestimmten Grad der Fehlstellung auch noch die sowieso kritische Situation. Daher kann man sich nicht früh genug mit der Kräftigung und Aktivierung dieser beschäftigen.
  5. Die Schuhmode ist nicht nur durch Ihre Form, sondern auch durch die reine Tatsache, dass das Sinnesorgan Fuß nicht ausreichend auf Sinneswahrnehmungen direkt reagieren muss oder kann Schuld an dem Fußverfall. Die Reaktionsweise des Fußes auf Sinnesreize wie beim Barfußlaufen auf reizgebenden Unterlagen ist genau durch diese kurzen Fußmuskeln mit Ihren Sehnen bestimmt, die durch Abschirmung seit frühester Kindheit nicht sehr ausreichend funktionieren. Das Tragen ungesunder, hochhackiger Schuhe ist nur der Übertrag der Lotusfuß Kultur auf die Westliche Kultur.
  6. Die veränderten Muskelverhältnisse verstärken dann durch die Verlagerung der Sehnen über den Drehpunkt der Gelenk die Fehlstellung und ein Teufelskreislauf ist in gang gesetzt worden.
  7. Der Hallux valgus ist also wirklich ein wesentlicher Teil dieser Problematik. Ja, dies kann je nach Veränderung und nach Beschwerdesymptomatik dazu führen, dass man eine Hallux valgus Operation empfiehlt, wenn die anderen Maßnahmen nicht ausreichend sind.
  8. Der Mittelfußschmerz bei Hallux valgus kann aber auch durch ein Morton Neurom, ein Fremdkörper, eine belastungbedingte Schleimbeutelbildung und -reizung, eine rheumatische Erkrankung mit Grundgelenkbefall, Stoffwechselstörungen mit Gelenkentzündung bei Gicht, ein Zustand nach M. Köhler im Jugendalter mit Arthrosefolge, nach Operationen des Hallux valgus entstehen. Hier kann es durch eine weiterhin bestehende Insuffizienz des ersten Strahles weiter zu beschwerden kommen.
  9. Das besondere an der Transfermetatarsalgie ist, dass der oft hauptschuldige erste Strahl nicht schmerzt. Also salopp gesagt faul ist und die kleinen daneben bekommen alles ab. Diese werden dann teilweise noch versucht zu operieren mit nur mäßigem Erfolg. Die Sichtweise man muss den ersten schmerzfreien Großzeh und den Mittelfußknochen und ggf. auch den Schneiderballen oder Kleinzehenballen operieren um das Problem überhaupt langfristig in den Griff zu bekommen ist hoffentlich jetzt besser nachvollziehbar. Aber erst nach Prüfung der vorliegenden Symptome und Vermessung des Fußes.

Bei der klinischen Untersuchung erkennt man die Straffheit der Fehlstellung, also wie gut kann man die Fehlstellung mit den eigenen Händen ausgeglichen. Je straffer die Fehlstellung also je kontrakter der Hallux valgus ist, desto schwieriger wird eine Korrektur und desto geringer ist die Chance einer konservativen Übungstherapie.

Die Stellungsänderung gibt ebenfalls wichtige Informationen. Die Innendrehung der Großzehe gibt Hinweis auf die Drehung der Sesambeinschlinge und damit auf die Fehlstellung der Weichteile um den Mittelfußkopf. Die überstehenden Knochenanteile am inneren Fußrand gibt eine wichtigen Aufschluss über die Verschiebung des Mittelfußknochens nach innen. Damit auch über den Spreizfuß. Hier ist auch die Beurteilung der Vorfußbreite besonders wichtig für die Beurteilung des Hallux valgus. Die Beschwielung( Hornhautbildung) unter den Mittelfußknochen und auch an den Zehen ist hier ein wichtiger Teil der Klinischen Untersuchung. So kann eine kleine begrenzte Schwiele unter dem 2. Mittelfußkopf als klinisches Zeichen für eine Transfermatarasalgie gelten und sollte unbedingt berücksichtigt werden. Auch Die Zehenfehlstellung gibt Informationen über den Gesamtzustand des Fußes aber auch des Hallux valgus. Die Beweglichkeitsprüfung des Großzehengrundgelenkes ist ein wichtiger Teil der körperlichen Untersuchung. Diese gibt Aufschluss über die bereits vorhandenen Schäden im Gelenk, je starker schon ein Verschleiß im Gelenk vorhanden ist, umso schwieriger wird die gesamte Therapie. Auch die Erwartungen an eine Therapie müssen eingeschränkt werden, denn diese Schäden können nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Bei der radiologischen Untersuchung werden die Bilder einer belasteten Vorfußröntgenaufnahme bewertet und analysiert. Die Untersuchung findet in mindestens 3 Ebenen statt. Sie müssen belastet durchgeführt werden. Leider dient diese Untersuchung auch nur als Anhaltspunkt für eine Therapieempfehlung. Die klinische Untersuchung ist trotzdem unabdingbar, denn ohne diese kann man keine gute Therapieentscheidung treffen. Das Messen von Winkeln im Röntgenbild kann hierbei unterstützen, aber ist nicht wirklich verlässlich. Messfehler durch Projektionen sind ebenfalls zu berücksichtigen, wie die unterschiedlichen Maße der verschiedenen Fehlstellungskomponenten. Auch die Funktionelle Seite wie Stabilitäten sind nicht nachzuweisen.

Dynamische Pedobarographie

Dynamische Pedobarographie ist eine computergestützte Untersuchung zur Darstellung von Drücken unter der Fußsohle. Durchführung auf einer Druckmessplatte, die an einen Computer angeschlossen ist. Die zeitliche und räumliche Verteilung des Druckes unter der Fußsohle wird hierbei mittels eines Computerprogrammes dargestellt. Mittlere Druckwerte über den Schritt werden ermittelt, Zeiträume und Gesamtdruckverteilung auf bestimmte Fußbereiche errechnet um nur einige wichtige zu nennen. Diese Untersuchung ist zu unterscheiden von statischen nicht dynamischen und nicht computergestützt ausgewerteten Messungen.

Die Pedobarographische Untersuchung ist die einzige funktionelle und dynamische Untersuchung, die die wirkliche Druckverteilung beim Abrollen misst. Auf diese Untersuchung kann bei einer Planung einer Operation durch den Spezialisten nicht verzichtet werden. Die Darstellung ist objektiv und es kann die Schwäche oder Insuffizienz des ersten Strahles gemessen werden. Für eine Therapieplanung halte ich dies für eine wichtige Untersuchung. Auch in Bezug auf gescheiterte Hallux valgus Operationen ist diese Untersuchung aus meiner Sicht wichtig. Die Kontrolle des Operationsergebnisses in Bezug auf die Überlastung des Mittelfußes ist hierdurch objektiv möglich.

Weitere bildgebende Verfahren zur Untersuchung des Hallux valgus

Die NMR Untersuchung beim Hallux valgus ist eine nur bei bestimmten Veränderungen sinnvolle Untersuchung. Das Schnittbildverfahren gibt genauer Auskunft über den Zustand des Großzehengrundgelenks. Hier können Folge von Knorpelschäden ebenso erkannt werden wie eine zusätzliche Erkrankung der Sesambeine.

Die Knorpelschädigungen können hier oft nur indirekt über ein vorhandenes Knochenödem also Flüssigkeit im Knochen unterhalb des Gelenkknorpels nachgewiesen werden. Auch die Schädigung im Gelenk zwischen Sesambeinen und dem Mittelfußkopf kann hier erkannt werden. Die objektive Darstellung der Fehlrotation ist möglich. So kann auch beurteilt werden ob die sog. Crista als Erhebung am Mittelfußkopf zur Führung der Sesambeinschlinge noch vorhanden ist. Der Zustand der Muskulatur ist ebenfalls möglich.

Eine Abbau der Muskulatur kann dargestellt werden. Begleiterkrankungen, die für Restbeschwerden verantwortlich sein können wie Morton Neurome könne direkt dargestellt werden. Auch Reizung der Nachbargelenke und Fehlstellungen können hier erkannt werden.

Freie Gelenkkörper können auch erkannt werden.

Konservative Behandlungsmöglichkeiten

Ziel ist Schmerzen zu reduzieren und Entzündungen zum Abklingen zu bringen. Die Fehlstellung und die Konflikte im Schuh zu beheben. Ein Voranschreiten der Fehlstellung zu vermeiden.

Nichtchirurgische Möglichkeiten nutzen Die Effizienz der Methoden kann zwar kaum bestätigt werden, aber ein Versuch ist es Wert.

Ausreichend weite und nicht zu hohe Schuhe. Passende Schuhlänge und Form.

Korrigierende Orthese. Mechanische Wirkung mit Korrektur um die inneren Anteile der Kapsel zu entlasten. Tragen zur Nacht. Tags Tragen von Silicone Orthesen im Schuh.

Einlagen um Mittelfußknochen gleichmäßiger zu belasten Übungstherapie Gummiband an die Zehe und um beide Zehen der Füße.

NSAR bei symptomatischer Behandlung

Wer kann von einer konservativen Therapie profitieren?

Frühe Fälle geringe und leichte Fehlstellung bei juvenilen, kindlichen Hallux valgus-Fehlstellungen.

Vorbereitung für eine chirurgischen Eingriff.

Kontraindikationen für eine Korrektur.

Diese haben begrenze Ergebnisse und sind indiziert.

Ziel der Operative Methoden

Die pathologischen Elemente der Fehlstellung sollen behandelt werden.

Die biomechanische Funktion des Gelenkes sollte erhalten bleiben.

Die Methoden wurden heute weitgehend standardisiert.

Verschiedene Komponenten der Fehlstellung und Hallux valgus Problematik müssen erkannt und behandelt werden. Beim Hallux valgus interphalaneus eine reinen Knochenfehlstellung ist oft nur eine Korrektur am Knochen notwendig. Bei den übrigen Hallux valgus Fehlstellungen ist hierfür eine Kombination an Eingriffen sinnvoll und müssen individuell ausgewählt werde. Das die Nachbehandlung wesentlich von der Auswahl abhängt ist dies im Vorfeld zu klären.

Weichteileingriffe

Ziel des Weichteileingriffes ist es, die Weichteile um das Großzehendgrundgelenk zu normalisieren. Die Drehung der Sesambeinschlinge ist hierbei ein wesentliches Ziel. Die Dauer und Schwere der Erkrankung spielt hier eine wesentliche Rolle für die durchzuführenden Maßnahmen.

Ob eine alleinige Korrektur des Knochens ohne Weichteileingriff oder wie beim Hallux valgus des Kindes eine reine Weichteilkorrektur als Hallux valgus Operation in Frage kommt ist sehr verschieden. Dies muss im Rahmen einer ausführlichen Voruntersuchung und Diagnostik festgelegt und geplant werden.

Bei den Weichteileingriffen gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Lösung von verkürzten Sehnen oder Kapselanteilen auf der Außenseite.
  • Straffung von Kapselgewebe auf der Innenseite Versetzung und Verlagerung von Muskeln auf der Innen- oder Außenseite.
  • Bsp. OP nach Mc Bride beim kindlichen Hallux valgus.
  • Korrektur Sesamebandschlinge in normale Position durch Kombination von verschiedenen Verfahren.

Ziel ist es alleine oder mit begleitendem Knocheneingriffe eine möglichst optimale Stellung der Sesambeine zu erreichen. Diese sollen nach einer Operation möglichst mittig unter dem Mittelfußkopf stehen. Dies vermindert das Risiko für ein erneute Entstehung der Fehlstellung.

Knocheneingriffe

Der Knocheneingriff kann an verschiedenen Stellen des ersten Strahles erfolgen. Die eigentliche Schwierigkeit für mich als Operateur ist es immer, die Stelle und die Art des Eingriffes so zu wählen, dass sie möglichst einen geringen Eingriff in den Menschen darstellt, aber trotzdem die Erkrankung so behandelt, dass es langfristig ein gutes Ergebnis für den Patient gibt. Das gute Ergebnis hängt von verschieden Faktoren ab. Die gute Stellung ist ein Teil des Ergebnisses, aber auch die gute Funktion der Gelenke. Auch die normalisierten Belastungsverhältnisse des Fußes sind ein gesetztes Ziel. Je besser die Fehlstellung verstanden ist und je geringer der Eingriff ist umso geringer ist das Risiko eines Rezidivs oder auch einer Fehlbelastung des Fußes nach einem Hallux valgus Operation.

Ein weiteres Ziel neben der schonenden Methode ist auch die Aufgabe eine möglichst geringe Nachbehandlungszeit zu erreichen.

Es gibt für mich folgende Knocheneingriffe, die je nach Schwere der Veränderung zu Anwendung kommen:

  1. Umstellungsoperation am Zehengrundgelenk (AKIN OSTEOTOMIE)
  2. Umstellungsoperation am Mittelfußknochen (Je nach Lage werden verschiedene Techniken angewendet)
  3. Umstellungsoperationen mit Versteifung des Mittelfußfußwurzelgelenkes (MTC Metatarsocuneiformes Gelenk) LAPIDUS Arthrodese.

Die einzelnen Techniken zur Durchführung sind sehr verschieden.

Die Techniken für Nachoperationen bei Hallux valgus Rezidiv sind ähnlich, aber die Entscheidung welche Methode geeignet ist ist noch schwieriger. Leider wird die Zahl der Patienten, die mit dem Ergebnis nach einer Hallux valgus Operation nicht zufrieden ist auch durch die verbesserte Ausbildung nur langsam geringer.

Was sind Ursachen für gescheiterte Hallux valgus Operationen?

Die beim Hallux valgus vor einer Operation erhobenen Befund werden auch bei einer gescheiterten Hallux valgus Operation durchgeführt.

Klinische Untersuchung, Röntgenuntersuchung unter Belastung, Pedobarometrie und auch eine NMR Untersuchung sind häufig sinnvoll. Um alles Fragen vor einer erneuten Operation optimal zu beantworten.

Auch die Analyse warum die Fehlstellung wiedergekommen ist oder auch die Frage wie stark ist die Fehlbelastung unter den benachbarten Zehen und Mittelfußknochen nach der Voroperation.

Die gescheiterte Hallux valgus Operation wird heute auch häufig nach älteren Behandlungsmethoden beobachtet. Die älteren Verfahren wie der sog. Keller-Brandes Operation oder Operation nach Hüter Majo die Ursache des Versagens nach Jahren besser beurteilt werden. Bei diesen sog. nicht gelenkerhaltenden Verfahren sind die Beschwerden nach Jahren zum Teil erheblich. Die nicht-gelenkerhaltenden Verfahren waren in Deutschland weit verbreitet. So sind regelmäßige Korrekturen der Folgezuständen notwendig. Hierbei kann auf 2 Methoden versucht werden die Fehlstellung zu behandeln.

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Fuss- und Sprunggelenk

Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

Tel: 0761 79117-0

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Dr. Schneider erklärt, wie Stressfrakturen entstehen und was hilft:

"Doc Fischer" (SWR), 30.10.2024