Orthopädische Gelenk-Klinik

Chronische Außenbandinstabilität führt zur Instabilität im Sprunggelenk

Bandverletzung durch Umknicken des Sprunggelenks
Eine chronische Außenbandinstabilität führt dazu, dass die Betroffenen im Alltag und beim Sport leichter umknicken. © everythingpossible, Adobe Stock

Definition der chronischen Außenbandinstabilität

Die chronische Außenbandinstabilität des oberen Sprunggelenks zeichnet sich dadurch aus, dass das Sprungbein (Talus) in der aus Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) bestehenden Malleolengabel überbeweglich ist. Die Instabilität kann angeboren oder durch Bandverletzungen erworben sein. Experten schätzen, dass etwa jeder zehnte Patient mit Außenbandverletzung eine chronische Instabilität entwickelt.

Wie macht sich eine chronische Außenbandinstabilität bemerkbar?

Die Beschwerden der Patienten weichen sehr stark voneinander ab. Durch die Mehrbeweglichkeit im Sprunggelenk hat der Betroffene das Gefühl, dass das Sprunggelenk instabil und "wacklig" ist. Oft fühlen sich die Patienten unsicher und haben Angst, erneut umzuknicken, manchmal bestehen auch Missempfindungen im Bereich des Gelenks.

Alarmsymptom Umknicken

Der wichtigste Hinweis auf eine chronische Instabilität des Außenbandes ist das permanente erneute Umknicken des betroffenen Sprunggelenks.

Dabei ist die Wahrnehmung des Patienten wahrscheinlich auch von der Fußform abhängig, d. h. ob ein Spreizfuß, Knick-Senkfuß oder Hohlfuß vorliegt. Zudem können bei der chronischen Außenbandinstabilität bestimmte Bewegungen eingeschränkt sein. In sehr ausgeprägten Fällen entwickelt sich eine Schiefstellung mit begleitenden, immer wiederkehrenden Umknickverletzungen.

Die Überbeweglichkeit des Gelenks beeinflusst nicht nur die Stabilität negativ. Sie führt auch dazu, dass das Gewebe gereizt wird und sich die Gelenkschleimhaut entzündet. Folgende Beschwerden können daraus resultieren:

  • dumpfes Ziehen im Sprunggelenk
  • Schwellung nach Belastung des Sprunggelenks
  • in einigen Fällen veränderte Fußstellung, Fersenstellung oder Abflachung des Fußlängsgewölbes

Insbesondere, wenn nach sportlicher Belastung am Abend ein dumpfes Gefühl im Sprunggelenk vorhanden ist, welches erst am nächsten Tag oder im Verlauf von 1–2 Tagen abklingt, ist von einer zusätzlichen Entzündungsreaktion im Sprunggelenk auszugehen.

Wie entsteht eine chronische Außenbandinstabilität?

Die Ursache einer chronischen Außenbandinstabilität ist in den meisten Fällen eine alte Bandverletzung am oberen Sprunggelenk. Das Außenband besteht aus drei Bandanteilen, die in der Gelenkkapsel des oberen Sprunggelenks liegen. Man unterscheidet das vordere, das mittlere und das hintere Außenband.

  • Das vordere Außenband (Ligamentum fibulotalare anterius) verläuft vom Wadenbein (Fibula) zum Sprungbein (Talus).
  • Das mittlere Außenband (Ligamentum fibulocalcaneare) verläuft vom Wadenbein zum Fersenbein (Calcaneus).
  • Das hintere Außenband (Ligamentum fibulotalare posterius) zieht vom Wadenbein zum Sprungbein.

Zusammen geben die Außenbänder dem Sprunggelenk Halt. Wie alle Bänder gehören sie zu den sogenannten passiven Stabilisatoren. Diese festigen auch ohne Muskelkraft das Sprunggelenk in seiner anatomischen Lage.

Wenn die Außenbänder nach einer Verletzung, wie z.B. einer Verstauchung, nicht richtig heilen, kann eine anhaltende Instabilität entstehen. Man schätzt, dass das bei etwa 10% der Betroffenen passiert. Einige Risikofaktoren begünstigen diese Entwicklung:

  • Fehlstellungen des Rückfußes
  • angeborene oder erworbene Schwäche der Bänder
  • unzureichend trainierte Muskulatur
  • falsches Schuhwerk

Wie diagnostiziert der Arzt eine chronische Außenbandinstabilität?

Einstieg in die Diagnose ist die Anamnese, also die Schilderung der Krankengeschichte und der Symptome durch den Patienten. Dabei fragt der Arzt ebenso nach Gefühlen der Instabilität und Schmerzen im Sprunggelenk wie auch nach akuten und vorangegangenen Umknickverletzungen. Auch die Auswirkung der Beschwerden auf alltägliche und sportliche Aktivitäten ist wichtig.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung beurteilt der Orthopäde die Stabilität des Sprunggelenks. Dafür bewegt und drückt er den Fuß in verschiedene Richtungen. Auch der Schubladentest dient der Überprüfung der Sprunggelenksstabilität. Dabei hält der Untersucher mit einer Hand Fersenbein und Sprungbein des Patienten fest. Mit Zeigefinger und Daumen der anderen Hand umfasst er das Schienbein über dem Knöchel und versucht, das Sprunggelenk vorsichtig aus der Sprunggelenkgabel zu ziehen. Gelingt dieser Talusvorschub, ist das ein Zeichen für die Instabilität des Gelenks.

Die Rotation, also die Drehbewegung des Sprungbeines in der Gabel, ist ein weiterer wichtiger Faktor im Rahmen der Stabilitätsprüfung. Ist sie vermehrt, spricht man von einer Rotationsinstabilität. Zusätzlich können das untere und obere Sprunggelenk auch gegen Verkippung der Ferse nach innen (Varusverkippung) untersucht werden.

Ergänzend kommen elektromyographische Messungen (EMG) zur Untersuchung der Muskulatur sowie die Podometrie zum Einsatz. Zur weiteren Unterstützung der Diagnose gehören Röntgenaufnahmen, mit denen man knöcherne Veränderungen und Fehlstellungen nachweisen kann. Die Kernspintomografie (MRT) hilft bei der Beurteilung der Bänder und bei der Identifizierung von Begleitverletzungen. Auch die Ultraschalluntersuchung wird zur Prüfung der Bandstrukturen eingesetzt.

Ziel der gründlichen Untersuchung ist nicht nur, die Mehrbeweglichkeit im Sprunggelenk nachzuweisen und mögliche Ursachen wie verlängerte Bandstrukturen eindeutig zu erkennen. Daneben ist es wichtig, Muskel- und Sehnenschäden auszuschließen sowie begleitende Fehlstellungen zu diagnostizieren.

Wie behandelt man eine chronische Außenbandinstabilität?

Bei der chronischen Instabilität des Sprunggelenks sind mit den Bändern die passiven Stabilisatoren geschädigt. Kompensiert werden kann diese Schwäche durch Stärkung der aktiven Stabilisatoren, d. h. der Muskulatur. Mithilfe der Physiotherapie sollen die entsprechenden Muskeln trainiert und aufgebaut werden.

Mindestens ebenso wichtig bei der konservativen Therapie ist die Schulung der Eigenwahrnehmung, d. h. der Propriozeption. Sie bessert die Körperwahrnehmung und das Gleichgewichtsgefühl und hilft dabei, beim Umknicken eine schnelle muskuläre Reaktion zu entwickeln.

Um die Physiotherapie individuell zu gestalten, muss bei einer chronischen Instabilität des Sprunggelenks zwischen einem Talusvorschub und der vermehrten Rotationsinstabilität unterschieden werden. Darauf aufbauend werden in der Sprunggelenksschule Übungen für den gezielten Therapieansatz entwickelt. Vor Beginn des Trainings und im weiteren Verlauf misst der Physiotherapeut außerdem die Propriozeption mithilfe eines Balance-Boards. So kann man erkennen, ob sich durch die Übungen das Gleichgewichtsgefühl und die Reaktion auf Gleichgewichtsänderungen verbessert haben.

Wann ist eine Operation bei chronischer Außenbandinstabilität notwendig?

Tritt durch die spezielle Übungstherapie keine Besserung der Instabilität auf, besteht die Indikation zu einer Operation. Zunächst klärt der Fußchirurg durch eine Gelenkspiegelung die vorhandene Knorpelsituation und eventuelle Begleitverletzungen genauestens ab. Während der Narkose prüft er außerdem die Stabilität des Sprunggelenks. So kann er feststellen, ob eine Bandrekonstruktion notwendig ist und wie diese erfolgen kann. Ob begleitende Fehlstellungen vorliegen, wurde bereits vor der Arthroskopie anhand von klinischer Untersuchung und Röntgenaufnahmen geprüft.

Die Operation hat zwei Ziele: Das ständige Umknicken zu vermeiden und den Knorpel zu schützen. Denn die Mehrbeweglichkeit, insbesondere die Rotationsinstabilität, führt zu einer Schädigung des Gelenkknorpels und begünstigt dadurch die Sprunggelenksarthrose.

Folgende Operationsverfahren werden je nach Befund eingesetzt: Die Bandrekonstruktion erfolgt bevorzugt mit lokal vorhandenem Gewebe (anstelle eines autologen Transplantats). Wenn das nicht möglich ist, werden Knochenhautlappen oder verfügbare Sehnentransplantate verwendet. Je nach Fehlstellung im Sprunggelenk ist eine knöcherne Korrektur durch eine Umstellungsosteotomie wie z. B. eine Fersenbeinosteotomie erforderlich. Bei dem stabilisiernden Eingriff müssen immer die Wadenbeinsehnen überprüft werden. Denn nach einer Operation der Außenbänder können nicht intakte Wadenbeinsehnen weiterhin zur Instabilität führen.

Mit der Sprunggelenksschule gegen Instabilität und Arthrose

Durch den zunehmenden Einsatz von Sprunggelenksprothesen erkennt man mehr und mehr die eigentlichen Folgen der Instabilität im Sprunggelenk. In den letzten Jahrzehnten wurden immer häufiger typische Erkrankungsmuster einer Arthrose beobachtet, die in Abhängigkeit von Bandschäden im frühen Lebensalter eingetreten sind. Häufig manifestiert sich die Arthrose im Verlauf von etwa 25–35 Jahren nach der eigentlichen Verletzung, wenn eine Sprunggelenksinstabilität zurückgeblieben ist.

Ziel der Sprunggelenkschule ist es, eine außenbandbedingte Instabilität durch spezielle Ausbildung des Physiotherapeuten und eine entsprechende Patientenaufklärung frühzeitig zu erkennen. Mit individuellen Übungen werden die Stabilität, die Mobilität und das Gleichgewicht trainiert. Auf diese Weise lässt sich der Entwicklung einer Arthrose vorbeugen.

Seminar "Gesunde Füße"

Stabilisierende Übung zur Kräftigung der Aussenbänder

Halbtageskurs für Patienten - Aktivprogramm für schmerzfreie Füße.

"Fehlbelastungen selbst beheben."

Termine

  • Do. 13.02.2025
  • Do. 10.04.2025
  • Do. 05.06.2025

Zeit:
9:00-13:00 Uhr

Seminar Anmeldung

Fuss- und Sprunggelenk

Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

Tel: 0761 79117-0

Alte Bundesstrasse 58

79194 Gundelfingen

E-Mail:
info@gelenk-klinik.de

Stressfraktur: Dr. Schneider bei „Doc Fischer“

Ermüdungsbruch durch erhöhte Belastung beim Sport
© zphoto83, Adobe

Dr. Schneider erklärt, wie Stressfrakturen entstehen und was hilft:

"Doc Fischer" (SWR), 30.10.2024