Orthopädische Gelenk-Klinik

Innenbandschädigung: Mediales Kollateralband gerissen (Innenbandruptur)

Untersuchung des Sprunggelenks durch den Fuß- und Sprunggelenkspezialisten
Bei der Untersuchung des Sprunggelenks auf Verletzung des Innenbandes achtet der Spezialist auf Schmerzen, Instabilitäten und Beweglichkeitseinschränkungen. © Dr. Thomas Schneider

Definition der Innenbandschädigung

Bei einer frischen Innenbandverletzung ist das mediale Kollateralband (Ligamentum deltoideum oder Deltaband) des Sprunggelenks teilweise oder komplett gerissen. Ursache ist häufig ein Umknicktrauma mit zusätzlicher Drehung des Fußes nach innen. Innenbandverletzungen sind zu einem großen Anteil mit Verletzungen der Außenbänder oder der Syndesmose kombiniert.

Wie macht sich eine Innenbandschädigung bemerkbar?

Folgende Beschwerden sind für eine akute Innenbandverletzung charakteristisch:

  • plötzlicher, starker Schmerz an der Innenseite des Sprunggelenks
  • Blaufärbung und Schwellung des Innenknöchels
  • nach innen stehendes Fersenbein
  • Gefühl der Instabilität und eingeschränkte Belastbarkeit des Fußes
  • Gehen kaum oder gar nicht möglich

Wie entsteht eine Innenbandschädigung?

Das straffe mediale Kollateralband (Ligamentum deltoideum) stabilisiert das Sprunggelenk auf dessen Innenseite. Es entspringt am Innenknöchel des Schienbeins (Tibia) und zieht fächerförmig zum Kahnbein (Os naviculare), zum Fersenbein (Calcaneus) und zum Sprungbein (Talus). Der Aufbau des Innenbandes ist deutlich komplizierter als der des Außenbandes. Beim Innenband werden oberflächliche und tiefliegende Schichten unterschieden. Es lassen sich drei oberflächliche Hauptanteile identifizieren:

  • Die Pars tibionavicularis zieht nach vorn zum Kahnbein (Os naviculare),
  • die Pars tibiocalcanea verläuft fast senkrecht und setzt am Fersenbein (Calcaneus) an,
  • die Pars tibiotalaris posterior zieht nach hinten zur Innenseite des Sprungbeins (Talus).

Zusätzlich gibt es einen tiefen Anteil des medialen Kollateralbandes, die Pars tibiotalaris anterior. Sie entspringt an der Spitze des Innenknöchels und setzt vorne an der Innenseite des Talus an.

Insgesamt bilden diese vier Anteile einen straffen Bandkomplex, der das Sprunggelenk stabilisiert und vor Verdrehung (Distorsion), Fehlbelastung und Umknicken schützt. Dabei festigen die oberflächlichen Bandanteile das obere und das untere Sprunggelenk und damit den gesamten Rückfuß. Der tiefe Bandanteil unterstützt vor allem die Stabilisierung des oberen Sprunggelenks.

Durch diesen Aufbau ist das Innenband deutlich stabiler als das Außenband. Trotzdem kann es auch dort zu Verletzungen kommen. Der häufigste Unfallmechanismus ist das Umknicken des Fußes mit gleichzeitiger Verdrehung nach innen. Aber auch extreme Verdrehungen nach außen gefährden das Innenband, und zwar insbesondere seinen vorderen Anteil.

Ein hohes Potenzial für Innenbandverletzungen besteht bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln wie Fußball, Handball, Hockey oder Tanzen. Im Alltag sind Innenbandrisse ebenfalls möglich, z. B., wenn man auf einer Treppe stolpert oder vom Bordstein abrutscht.

Nur 10 bis 20% der Innenbandverletzungen sind isoliert. Bei den restlichen Rissen oder Teilrupturen kommt es gleichzeitig zur Schädigung der Außenbänder oder der Syndesmose. Oft ist eine Innenbandverletzung auch mit einer Sprunggelenksfraktur verbunden.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Innenbandschädigung?

Zunächst fragt der Arzt nach den Beschwerden und danach, wie der Unfall passiert ist. Dann untersucht er vorsichtig den Fuß. Schwellungen, Blauverfärbung und Druckschmerzhaftigkeit am Innenknöchel weisen auf eine Verletzung in diesem Bereich hin.

Mit Funktionstest überprüft er die Stabilität des Sprunggelenks. Die (krankhafte) Mehrbeweglichkeit lässt sich z. B. anhand des Schubladentests überprüfen. Der Valgus-Stress-Test zeigt, ob das Sprunggelenk durch eine Bandverletzung "aufklappbar" ist. Mit der passiven Beugung und Drehung des Fußes kann der Arzt beurteilen, inwieweit die vorderen Bandanteile geschädigt sind.

Knöcherne Verletzungen schließt der Experte durch Röntgenbilder aus. Ultraschalluntersuchungen helfen dabei, verletzte Bänder aufzuspüren. In unklaren oder komplexen Fällen setzen die Ärzte auch die Kernspintomographie ein, um die Bandstrukturen besser darzustellen.

Wie behandelt man eine Innenbandschädigung?

In den meisten Fällen wird eine Innenbandverletzung konservativ behandelt. So sollte man nach der PECH-Regel eine Pause einlegen, den Fuß kühlen, komprimieren und hoch lagern. Gegen starke Schmerzen verordnet der Arzt meist entzündungshemmende NSAR wie z. B. Ibuprofen. Liegt gleichzeitig eine Außenbandverletzung vor, ist in der Anfangsphase eine absolute Ruhigstellung notwendig. Je nach Ausmaß der Schwellung kann eine Gipsschienenanlage erforderlich sein.

Die weitere Ruhigstellung erfolgt mithilfe einer Orthese und dauert je nach Ausmaß der Verletzung bis zu sechs Wochen. Die frühzeitige Mobilisierung durch einen Physiotherapeuten hält die Gelenke beweglich. Nach der Ruhigstellung wird langsam mit schrittweise gesteigerter Bewegungstherapie begonnen. Die Physiotherapie soll außerdem helfen, dass der Betroffene verlorengegangene Muskelkraft aufbaut und die Koordination verbessert.

Operationsindikation nach Innenbandriss

Die Naht des Innenbandes ist im Rahmen einer akuten Supinationsverletzung selten notwendig. Manchmal kann aber ein schweres Umknicktrauma das Innenband so schädigen, dass das Band genäht werden muss. Vor allem bei Sportlern wird die Naht der Innenbänder häufig empfohlen, um die Ausheilung zu verbessern. Eine besonders schonende und nachhaltige Methode ist auch bei Innenbandverletzungen am Sprunggelenk die arthroskopische Bandrekonstruktion.

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Fuss- und Sprunggelenk

Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

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79194 Gundelfingen

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