Fußfehlstellung durch Verbindung zwischen Kahnbein und Fersenbein (Coalitio calcaneonavicularis)
Definition der Coalitio calcaneonavicularis
Die Coalitio calcaneonavicularis ist eine angeborene Fehlbildung des Fußes. Durch die ausbleibende Trennung von Fersenbein und Kahnbein in der Entwicklung des Fußes bleiben diese beiden Knochen fest miteinander verbunden, statt dass dort ein Gelenk ausgebildet wird. Die Verbindung zwischen Kahnbein und Sprungbein ist die häufigste Form der Coalitio. Oft kommt die Fehlbildung beidseits vor. Betroffen ist jedes 100. Kind, wobei nicht alle Beschwerden entwickeln.
Probleme wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder die Entwicklung eines Knick-Plattfußes treten meist erst im Alter zwischen 8 und 12 Jahren auf. Je nach Schwere der Symptome wird konservativ oder operativ behandelt.
Bedeutung der Fachbegriffe
In der Orthopädie bezeichnet man mit einer Koalition oder Coalitio (lat. coalescere "zusammenwachsen" oder "sich vereinen") die Verbindung zwischen normalerweise getrennten oder gelenkig verbundenen Knochen. Sie kann bindegewebig, knorpelig oder knöchern sein. Bei der Coalitio calcaneonavicularis sind Fersenbein (Calcaneus) und Kahnbein (Os naviculare) miteinander verbunden. Synonyme dafür sind:
- kalkaneonavikulare Koalition (engl: calcaneonavicular coalition) und
- kalkaneonavikulare Synostose (engl: calcaneonavicular synostosis).
Wie macht sich eine Coalitio calcaneonavicularis bemerkbar?
Eine sichtbare Fehlstellung ist in den ersten Lebensjahren nicht erkennbar, auch Beschwerden kommen zunächst nicht vor. Meist entwickeln sich die ersten Symptome im Alter zwischen 8 und 12 Jahren. In diesem Alter beginnt die vorher bindegewebig oder knorpelig ausgebildete Koalition damit, zu verknöchern. Das kann zu folgenden Problemen führen:
- Schmerzen im Bereich des Sinus tarsi und am lateralen Fußrücken,
- Belastungsschmerzen,
- Steifheit im unteren Sprunggelenk,
- Bewegungseinschränkungen am Fuß, vor allem die Einwärtsdrehung des Fußes ist eingeschränkt,
- erschwertes Gehen auf unebenem Boden und Treppensteigen oder
- Entwicklung einer Fehlstellung wie Knick-Senk- oder Knick-Plattfuß.
Nicht alle betroffenen Kinder entwickeln Beschwerden. In manchen Fällen wird die Fehlentwicklung gut kompensiert und nie behandlungsbedürftig. Doch auch wenn keine Symptome vorhanden sind – nach einem langen Verlauf droht im betroffenen Bereich die Entwicklung einer Arthrose mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Wie entsteht eine Coalitio calcaneonavicularis?
Im Rahmen der normalen Fußentwicklung im Mutterleib trennen sich das Fersenbein und das Kahnbein voneinander. Bei der angeborenen Coalitio calcaneonavicularis funktioniert das nicht. Kahnbein und Fersenbein bleiben miteinander verbunden. Die Ursache für diese Entwicklungsstörung ist nicht bekannt. Vermutet wird, dass eine Genmutation die regelrechte Trennung der beiden Fußwurzelknochen blockiert.
Anfänglich ist die Verbindung der Knochen noch bindegewebig, dann knorpelig, und später zunehmend knöchern. Hierbei kann eine vollständige, aber auch eine unvollständige Knochenbrücke entstehen.
Wie diagnostiziert der Arzt eine Coalitio calcaneonavicularis?
Das Beschwerdebild und die Untersuchung des Fußes können einen Hinweis auf die Koalition zwischen Fersenbein und Kahnbein geben. Schmerzt es, wenn man auf die erkrankte Stelle drückt, unterstützt dies die Verdachtsdiagnose. Weil die klinische Diagnose nicht immer zuverlässig ist, müssen bildgebende Verfahren herangezogen werden.
Die Bilddiagnostik erfolgt mittels Röntgen, MRT und/oder CT. Im Kernspintomogramm lassen sich bindegewebige, vernarbte sowie knorpelige Verbindungen zwischen den beiden Knochen erkennen. CT und Röntgen zeigen die knöcherne Koalition, später auch arthrotische Veränderungen.
Wie behandelt man die Coalitio calcaneonavicularis?
Wenn die Koalition Beschwerden verursacht, wird sie durch Ruhigstellung behandelt. Daneben verordnet der Arzt meist stützende Einlagen und Physiotherapie zur Muskelkräftigung. Essentiell ist auch gut sitzendes Schuhwerk. Bei Schmerzen helfen NSAR (entzündungshemmende Schmerzmittel), therapeutisch kommen oft Stoßwellen zum Einsatz.
Wann wird bei Coalitio calcaneonavicularis operiert?
Tritt trotz konservativer Therapie keine Besserung ein, kann eine Operation erwogen werden. Ihr Ziel ist es, die krankhafte Verbindung der Knochen zu lösen. Der Eingriff sollte nicht zu lange aufgeschoben werden, da sich die Koalition von Fersenbein und Kahnbein auf die benachbarten Gelenke auswirkt und diese langfristig schädigen kann. Folgende OP-Verfahren stehen zur Verfügung:
- Entfernung der Coalitio calcaneonavicularis: Bei dieser klassischen Operationsmethode wird die Koalition je nach ihrer Ausprägung entfernt. Damit die Knochen keinen Kontakt mehr zueinander haben, soll ein Abstand von mindestens 1 cm zwischen ihnen liegen. Dieser Abstand lässt sich durch dazwischen gelegtes Fettgewebe stabilisieren (Interposition). Die Ergebnisse dieser Operation sind allerdings nur günstig, wenn keine Arthrose oder Fehlbelastung der Nachbargelenke vorhanden ist.
- Arthrodese: Bei Schädigung des Gelenkes ist eine Versteifung angezeigt. In Frage kommen dafür entweder eine korrigierende Double-Arthrodese oder eine Triple-Arthrodese, bei der alle Teile des unteren Sprunggelenkes versteift werden.