Orthopädische Gelenk-Klinik

Sinus tarsi-Syndrom: Schmerzen vor dem Außenknöchel

Umknicken des Sprunggelenks beim Sport
Nach einer Umknickverletzung des Sprunggelenks kann sich ein Sinus-tarsi-Syndrom entwickeln. © everythingpossible, Adobe Stock

Definition des Sinus-tarsi-Syndroms

Das Sinus-tarsi-Syndrom beschreibt Schmerzen an der Fußaußenseite, vor allem im Bereich vor dem Außenknöchel. Sie beruhen auf einer Reizung des Sinus tarsi, einer knöchernen Rinne oder Grube zwischen Sprungbein und Fersenbein. Diese Reizung kann durch verschiedene Faktoren hervorgerufen werden. Dazu gehören z. B. starkes oder wiederholtes Umknicken (Supinationstrauma) und Weichteilzysten, aber auch Überlastungen durch Fußfehlstellungen.

Lage des Sinus tarsi

Der Sinus tarsi (lat. sinus "Krümmung, Rinne", tarsus "Fußwurzel") ist eine am Fußaußenrand liegende knöcherne Vertiefung zwischen dem Fersenbein (Calcaneus) und Sprungbein (Talus). Er ist vor dem Außenknöchel als fast runde Grube gut zu tasten und wird auch Fußwurzelbucht genannt.

Sinus tarsi oder Canalis tarsi

Die Begriffe Sinus tarsi und Canalis tarsi werden oft synonym verwendet. Das Sinus-tarsi-Syndrom und das überaus seltene Canalis-tarsi-Syndrom unterscheiden sich jedoch voneinander. Beim Canalis-tarsi-Syndrom kommt es vor allem am Innenknöchel zu Schmerzen.

Der Sinus tarsi ist der Eingang zum Canalis tarsi, einem innerhalb des Sprunggelenks liegenden knöchernen Kanal, der vom Sulcus tali und vom Sulcus calcanei gebildet wird. Die Ausrichtung des Kanals ist je nach Fußform unterschiedlich. Typischerweise läuft er schräg von vorne außen nach innen hinten auf den Innenknöchel zu.

Durch beide Strukturen verlaufen Gefäße und Bänder (z. B. das Ligamentum talocalcaneum interosseum). Der Sinus tarsi beherbergt zudem einen Fettkörper und einen Schleimbeutel.

Wie macht sich das Sinus-tarsi-Syndrom bemerkbar?

Die Betroffenen leiden vor allem unter Schmerzen am Außenknöchel. Diese können sowohl in Ruhe als auch unter Belastung auftreten. Häufig werden die Schmerzen durch Gehen auf unebenem Grund oder beim Sport verstärkt. Auch das Aufstehen nach längerem Sitzen kann zu Schmerzen führen.

Weitere Symptome sind Schwellungen, die vor dem Außenknöchel zu tasten sind und von der Lage des vorderen Außenbandes unterschieden werden müssen. Auch Rötungen im Bereich des Sinus tarsi sind möglich. Oft ist der Bereich am Außenknöchel druckschmerzhaft.

Je nach Ursache werden verschiedene Verläufe des Sinus-tarsi-Syndroms beschrieben:

  • ein plötzliches Eintreten im Rahmen von Verletzungen mit anhaltenden Beschweren über Monate oder
  • ein schleichender Verlauf im Rahmen von Stressfrakturen nach einmaliger Überlastung.

Wie entsteht ein Sinus-tarsi-Syndrom?

Das Sinus-tarsi-Syndrom ist keine eigenständige Erkrankung, es beschreibt nur die Lage der vorhandenen Schmerzen. Dahinter können viele verschiedene Auslöser stecken, die häufig auch kombiniert auftreten:

  • akutes oder wiederkehrendes Umknicken im Sprunggelenk (Supinationstrauma),
  • Fußfehlstellungen wie der Knick-Senkfuß,
  • isolierte Knorpelschäden im Sinus tarsi,
  • Überlastungen, die zu Mikrotraumen und Verschleiß führen und
  • Weichteilzysten.

Wie diagnostiziert der Arzt ein Sinus-tarsi-Syndrom?

Der Arzt lässt sich die Beschwerden schildern und untersucht die Füße klinisch. Typisch ist dabei die Druckschmerzhaftigkeit in der Grube vor dem Außenknöchel. Auch gleichzeitige schmerzhafte Bewegungseinschränkungen im unteren Sprunggelenk deuten auf eine Veränderung im hinteren oder im vorderen unteren Sprunggelenkbereich hin.

Durch die lokale Infiltration eines Betäubungsmittels kann der Fußspezialist die Diagnose absichern. Verschwinden die Beschwerden nach der Injektion, liegt ein Sinus-tarsi-Syndrom vor.

Bildgebende Verfahren dienen dazu, mögliche Ursachen der Reizungen aufzuspüren und andere Erkrankungen auszuschließen:

  • Mithilfe des Röntgens lassen sich knöcherne Veränderungen wie z. B. eine Arthrose des unteren Sprunggelenks nachweisen, wobei manchmal Spezialaufnahmen erforderlich sind. Bei unklarer Stabilität des unteren Sprunggelenkes kann eine Röntgenuntersuchung unter Bildwandler ebenfalls sinnvoll sein.
  • Die kernspintomographische Untersuchung zeigt Weichteilveränderungen wie z. B. Ganglien im Bereich des Sinus tarsi. Dabei kann es sich um Schwellungen oder durch Ganglien ausgelöste Flüssigkeitsansammlungen handeln.
  • Bei unklarer Symptomatik hilft auch die sogenannte SPECT-CT-Untersuchung, eine knöcherne Beteiligung nachzuweisen.

Wie behandelt man das Sinus-tarsi-Syndrom?

Das Ziel der konservativen Therapie ist es, die Reizung im Sinus tarsi zu behandeln. Dabei sind verschiedene Maßnahmen angezeigt:

  • Verhaltensanpassung: Um die mechanische Reizung zu minimieren, sollte das Gehen auf unebenem Gelände vermieden werden. Auch von sportlichen Aktivitäten mit plötzlichem Bremsen und Stoppen, wie im Rahmen von Tennis oder Fußball raten Experten bei gesichertem Sinus-tarsi-Syndrom ab.
  • Physikalische Therapie: Sowohl mit Kälte- als auch mit Wärmeanwendungen lassen sich die Beschwerden häufig lindern. Welches davon infrage kommt, probiert der Erkrankte selbst aus. Auch Ultraschallbehandlungen oder elektrotherapeutische Anwendungen werden erfolgreich eingesetzt.
  • Physiotherapie: Abhängig von der Ursache des Sinus tarsi-Syndroms können Übungstherapien, insbesondere das Training der sogenannten Peronealsehnen und Wadenbeinmuskeln eine Verbesserung erreichen.
  • Abschwellende Maßnahmen: Bei Schwellungen hilft die Lymphdrainage.
  • Manuelle Therapie: Manuelle Therapiemaßnahmen können die Fußwurzelknochen mobilisieren, in diesem Fall insbesondere das Gelenk zwischen Sprungbein und Fersenbein.
  • Medikamentöse Therapie: Bei unzureichender Besserung sind wiederholte Einspritzungen mit Lokalanästhetikum, aber auch mit autologem plättchen Plasma (A-PRP) eine Option. Kortisoneinspritzungen werden in der Gelenk-Klinik nur einmalig durchgeführt. Mehrmalige Anwendungen können das Gewebe schädigen.

Operative Therapie

Bleiben die Beschwerden trotz konservativer Therapie länger als ein halbes Jahr bestehen, ist eine Arthroskopie des unteren Sprunggelenks angezeigt. Dabei kann der Fußchirurg sowohl die Ursachen der Beschwerden weiter abklären als auch die entzündliche Reizung therapieren.

Im Rahmen der Untersuchung kann der Knorpel beurteilt, Schleimhautentzündungen sowie die Einklemmung von Schleimhautarealen oder freie Gelenkkörper nachgewiesen werden. Auch das im Sinus tarsi verlaufende Ligamentum interosseum lässt sich beurteilen.

Bei ganglionartigen Veränderungen sowie Reizung des Fettgewebes kann der Operateur im Rahmen der Arthroskopie ein arthroskopisches Debridement vornehmen, also eine Entfernung des entzündeten Gewebes.

Bleiben diese Maßnahmen erfolglos, werden traditionell meist versteifende Maßnahmen angeboten (Arthrodese). Inwiefern die in neuerer Zeit durchgeführte Implantation einer Endoprothese in den Sinus tarsi eine Therapiealternative darstellt, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Vor einer Arthrodese wird dieses Verfahren allerdings in unserem Hause favorisiert.

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Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

Tel: 0761 79117-0

Alte Bundesstrasse 58

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