Orthopädische Gelenk-Klinik

Tarsaltunnel-Syndrom: Nerveneinengung im Bereich des Fußes

Anatomie des Tarsaltunnels
Der enge Tarsaltunnel am Fuß hinter dem Innenknöchel wird gebildet zwischen dem Talus (Sprungbein) und dem Retinaculum musculorum flexorum pedis (auch Ligamentum laciniatum genannt). Neben dem Schienbeinnerven laufen auch Sehnen und Blutgefäße durch diese Engstelle. Das macht den Tarsaltunnel bei Fehlstellungen, Schwellung des Knöchels oder Überlastung zu einer für die Gesundheit des Füße entscheidenden Stelle. © Dr. Thomas Schneider

Definition des Tarsaltunnelsyndroms

Das Tarsaltunnelsyndrom ist ein seltenes Nervenengpasssyndrom am Sprunggelenk. Dabei wird der durch den Tarsaltunnel hinter dem Innenknöchel verlaufende Schienbeinnerv (Nervus tibialis) eingedrückt (komprimiert) oder eingeklemmt. In der Folge können Missempfindungen, Taubheitsgefühle und Schmerzen am Fuß und an der Fußsohle entstehen.

Wie macht sich ein Tarsaltunnelsyndrom bemerkbar?

Die Symptome des Tarsaltunnelsyndroms sind sehr verschieden. Wie bei anderen Nervenengpasssyndromen (z. B. beim Karpaltunnelsyndrom an der Hand) verändern sich die Beschwerden im Laufe der Zeit häufig. Zudem können sie einzeln, aber auch kombiniert auftreten. Es handelt sich vor allem um

  • in den Fuß einschießende Schmerzen, insbesondere an der Innenseite der Ferse,
  • Ausstrahlen der Schmerzen in die Wade, die Ferse, den Fußrücken und die Fußsohle,
  • Missempfindungen wie Ameisenlaufen, Brennen, Taubheitsgefühle oder Wärme- bzw. Kälteempfindungen, insbesondere in der Fußsohle und den Zehen und
  • sehr selten Bewegungseinschränkung der Zehen.

Die Beschwerden treten oft nachts auf. Häufig werden auch ausgeprägte Anlaufschmerzen am Morgen angegeben. Sie können sich unter Belastung oder durch längere Zwangshaltung mit gebeugtem oberen Sprunggelenk verstärken. Typisch für das Tarsaltunnelsyndrom ist ein chronischer, langsam zunehmender Verlauf über Monate und Jahre. Teilweise sind auch wechselnde Beschwerden in Abhängigkeit von der Belastung vorhanden. Akute Verläufe sind selten.

Wie entsteht ein Tarsaltunnelsyndrom?

Der Tarsaltunnel ist ein enger Kanal, der sich an der Fußinnenseite in Höhe des Sprunggelenks hinter dem Innenknöchel befindet. Er wird an der Innenseite durch die knöchernen Anteile von Sprungbein (Talus), Fersenbein (Calcaneus) und dem Knöchel gebildet. Außen begrenzt ihn ein festes, bindegewebiges Band (Retinaculum musculorum flexorum pedis). Durch diesen Tunnel ziehen verschiedene Sehnen, Gefäße sowie der Schienbeinnerv (Nervus tibialis). Er teilt sich in seine Endäste, d. h. in die Nervi plantares medialis und lateralis. Sie sind für die Bewegung der Fußmuskeln sowie für das Gefühl an der Innenseite der Ferse und in weiten Bereichen von Fußsohle und Zehen verantwortlich.

Es gibt zahlreiche Ursachen, die den Schienbeinnerv bedrängen oder einklemmen und damit ein Tarsaltunnelsyndrom auslösen können. Dazu gehören:

  • Fehlstellungen wie der Knick-Senkfuß,
  • Fehlstellung durch Sprunggelenksarthrose,
  • Ganglien oder Fettgeschwulste,
  • Ödeme und Schwellungen nach Sprunggelenksverstauchung oder Umknickverletzung (Supinationstrauma),
  • Narbenbildung nach Verletzungen,
  • rheumatoide Arthritis und
  • vermehrte Venenstauungen im Bereich der Unterschenkelvenen.

Wie diagnostiziert der Arzt ein Tarsaltunnelsyndrom?

Schon die Schilderung der Beschwerden gibt erste Hinweise auf ein Tarsaltunnelsyndrom. Bei der klinischen Untersuchung tastet der Fußspezialist den Verlauf des Schienbeinnervs vom Bereich hinter dem Innenknöchel bis zum Fußinnenrand ab. Eine Verstärkung der Sensationen bei Beugung des oberen Sprunggelenkes sowie Gefühlsstörungen beim Betasten oder Beklopfen des Nervenverlaufes (Tinel-Test) sind deutliche Zeichen für die Erkrankung. Manchmal lassen sich auch abgebaute Muskeln oder Veränderungen im Bereich der Fußsohle erkennen. In seltenen Fällen ist als Zeichen einer motorischen Beeinträchtigung eine Zehenspreizerschwäche nachweisbar.

Differenzialdiagnosen

Am Fuß sind weitere Engpasssyndrome beschrieben worden, die insbesondere bei Läufern und Sportlern auftreten können. Dabei handelt es sich insbesondere um das Baxter-Nerv-Entrapment für Fersenschmerzen. Es können jedoch auch andere Teilungsstellen von Nerven betroffen sein.

Zur Sicherung der Diagnose bzw. zum Ausschluss anderer Ursachen der Fußschmerzen können verschiedene Verfahren herangezogen werden. Mit dem Röntgen lassen sich Fehlstellungen und knöcherne Veränderungen erkennen. Ultraschall und MRT zeigen die Nervenkompression, Raumforderungen und Weichteilveränderungen. Auch elektrophysiologische Untersuchungen durch den Neurologen sind möglich, aber nicht immer erfolgreich. Dazu gehören die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit oder die Elektromyographie zur Beurteilung der Muskelaktivität.

Wie behandelt man ein Tarsaltunnelsyndrom?

Folgende konservative Maßnahmen können Reizung und Schwellung im Bereich des Sehnen- und Nervenverlaufs verringern und damit die Beschwerden lindern:

  • Ruhe, Schonung und Kühlung bei akuten Schmerzen,
  • Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie NSAR,
  • Eincremen mit entzündungs- und schmerzlindernden Salben oder Gelen,
  • mehrmalige Einspritzung (lokale Infiltration) von entzündungshemmenden oder betäubenden Mitteln in den verengten Bereich,
  • Entlastung des inneren Fußgewölbes durch Einlagen oder Orthesen und
  • spezifische Physiotherapie zum Muskelaufbau und propriozeptives Training nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.

Operationsindikation beim Tarsaltunnelsyndrom

Bleiben trotz konservativer Therapie die Beschwerden über länger als sechs Monate bestehen, wird eine operative Behandlung erwogen. Sie soll dem Schienbeinnerven ausreichend Platz im Tarsaltunnel verschaffen.

Um den Tarsaltunnel zu spalten, setzt der Fußchirurg zunächst über dem Innenknöchel einen bogenförmigen Hautschnitt. Dann öffnet er das Retinaculum türflügelartig und legt den Nerv in seinem Verlauf bis zum Muskelbauch des Großzehenabspreizermuskel am Fersenbein frei. Eventuell vorhandene Weichteiltumoren oder verdicktes Sehnengleitgewebe werden entfernt. Je nach Ausmaß der Beschwerden eröffnet der Chirurg auch die Faszie des Muskels. Danach stillt er die Blutung, vernäht die Wunde und legt einen Verband an. Nach der Operation bekommt der Patient meist für drei Wochen eine Orthese. Zudem soll der Fuß geschont und regelmäßig hochgelagert werden.

Seminar "Gesunde Füße"

Stabilisierende Übung zur Kräftigung der Aussenbänder

Halbtageskurs für Patienten - Aktivprogramm für schmerzfreie Füße.

"Fehlbelastungen selbst beheben."

Termine

  • Do. 13.02.2025
  • Do. 10.04.2025
  • Do. 05.06.2025

Zeit:
9:00-13:00 Uhr

Seminar Anmeldung

Fuss- und Sprunggelenk

Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

Tel: 0761 79117-0

Alte Bundesstrasse 58

79194 Gundelfingen

E-Mail:
info@gelenk-klinik.de

Stressfraktur: Dr. Schneider bei „Doc Fischer“

Ermüdungsbruch durch erhöhte Belastung beim Sport
© zphoto83, Adobe

Dr. Schneider erklärt, wie Stressfrakturen entstehen und was hilft:

"Doc Fischer" (SWR), 30.10.2024