Orthopädische Gelenk-Klinik

Schneiderballen (Kleinzehenballen)

Klinisches Bild eines Schneiderballens
Beim Schneiderballen kommt es zu lokalen Reizungen auf Höhe des Grundgelenks der Kleinzehe. © Gelenk-Klinik

Der Schneiderballen ist eine Fehlstellung, die sowohl den kleinen Zeh als auch den damit verbunden fünften Mittelfußknochen betrifft. Der 5. Mittelfußknochen ist – meist im Rahmen eines Spreizfußes – zu weit abgespreizt. Dadurch wölbt sich sein knöchernes Köpfchen an der Fußaußenseite nach außen vor. Die zugehörige Kleinzehe ist in einer Varusstellung nach innen gerichtet, also zu den anderen Zehen hin. Medizinisch heißt der Schneiderballen deshalb Digitus quintus varus (latein. digitus "Zeh", quintus "der Fünfte" und varus "nach innen gerichtet"). Weil der kleine Zeh betroffen ist, nennt man die Fehlstellung auch Kleinzehenballen – analog zum Großzehenballen, dem Hallux valgus.

Wie macht sich ein Schneiderballen bemerkbar?

Schaut man von oben auf den Fuß, erkennt man den Schneiderballen an der knöchernen Vorwölbung am Fußaußenrand und der einwärts gerichteten kleinen Zehe. Durch die Fehlstellung kommt es im Schuh zu Druck und Reibung, was beim Gehen, manchmal aber auch ohne Schuhe und in Ruhe schmerzt.

Der betroffene Bereich ist häufig gerötet, es kann zu vermehrter Hornhaut und Schwielen kommen. Aufgrund der mechanischen Belastung drohen Schleimbeutelentzündungen, die zu weiteren Schmerzen und Schwellungen führen.

Außer bei einer Unfallverletzung entwickelt sich die Fehlstellung des Schneiderballens langsam und meist chronisch. In manchen Fällen bilden sich Schwellung und Reizung aber auch wieder zurück und die Beschwerden verschwinden.

Der Kleinzehenballen oder Schneiderballen hat in unserer Gesellschaft für den Patienten immer ein Schuhproblem zur Folge. Meist geht der Schneiderballen mit einem Spreizfuß einher, was die Schuhproblematik noch weiter verschärft.

Wie entsteht ein Schneiderballen?

Der Name "Schneiderballen" sagt schon einiges über die Ursache aus: Die Schneider saßen früher überwiegend im Schneidersitz, wodurch Fußaußenseite und kleine Zehe stark belastet wurden. Der daraus resultierende Digitus quintus varus (Schneiderballen) wurde im 19. Jahrhundert erstmals beschrieben. Heute wissen wir, dass es neben solchen externen, mechanischen Faktoren auch innere Ursachen gibt. Folgende anatomische Varianten führen allein oder in Kombination zu einem Schneiderballen:

  • vergrößerter Mittelfußknochen
  • vergrößerter Winkel zwischen den Mittelfußknochen 4 und 5
  • gebogener Verlauf des Mittelfußknochens

verstärkt wird die anatomische Veranlagung durch äußere Faktoren, bei denen heute insbesondere falsches Schuhwerk und unfallbedingte Verletzungen am Fuß eine Rolle spielen.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Schneiderballen?

Bei der Inspektion des Fußes lässt sich ein Schneiderballen in der Regel klar erkennen. Außerdem achtet der Arzt auf Rötungen, Schwielen und Druckstellen. Die von den Betroffenen geschilderten Schmerzen und Druckgefühle beim Tragen von Schuhen unterstreichen die Diagnose und verdeutlichen das Ausmaß der Beschwerden.

Mittels bildgebenden Verfahren wie dem Röntgen lässt sich die knöcherne Fehlstellung gut nachweisen. Außerdem ermöglichen sie die Messung des Intermetatarsalwinkels zwischen dem vierten und fünften Mittelfußknochen. Die Podometrie verdeutlicht, wie sehr der Fuß durch die Fehlstellung belastet wird. Sehr selten sind bei Unklarheit und zum Ausschluss anderer Ursachen weitere Untersuchungen wie eine MRT oder CT nötig.

Wie behandelt man einen Schneiderballen?

Das Ziel der konservativen Therapie ist, die Spreizfußstellung zu verringern und den Druck auf den Kleinzehenballen zu vermindern bzw. ganz abzustellen.

  • Richtige Schuhwahl: Durch gut passendes Schuhwerk soll der Druck auf den Kleinzehenballen vermieden werden. Die Schuhe sollten breit genug sein, hohe Absätze sind tabu.
  • Muskeln trainieren: Barfußlaufen trainiert die Füße ebenso wie die passende Fußgymnastik. Bei einer Physiotherapie lassen sich spezielle Übungen erlernen, die die Fußmuskulatur passend auftrainieren.
  • Physikalische Therapie: Kühlung und abschwellende Maßnahmen helfen, das mechanische Problem bei Schneiderballen zu vermindern.
  • Druckentlastende Behandlung: Ein Druckstellenpflaster, das an der geschwollenen Stelle der Kleinzehe in der Mitte ausgeschnitten ist, kann hilfreich sein. Ebenso empfohlen werden Einlagen und Pelotten. Falls der kleine Zeh Kontakt zum 4. Zeh hat, haben Zehenspacer einen positiven Effekt.

Wann besteht eine OP-Indikation bei Schneiderballen?

Eine Schneiderballenoperation wird erforderlich, wenn sich die Beschwerden durch eine konservative Therapie nicht lindern lassen und die Schmerzen inakzeptabel werden. Auch wiederkehrende Entzündungen machen einen operativen Eingriff erforderlich.

Ziel der Operation ist, den verbreiterten Vorfuß zu verschmälern und die Fehlstellung zu korrigieren. Gleichzeitig werden evtl. entzündete Schleimbeutel mit behandelt. Die früher durchgeführte alleinige Abtragung der Knochenüberstände (Exostosen) oder die Entfernung des Mittelfußköpfchens sind nicht mehr zeitgemäß.

Heute sind Umstellungsosteotomien die Therapie der Wahl beim Schneiderballen. Die für die Korrektur erforderlichen Umstellungen am Knochen werden je nach Fehlstellungsgrad auf der Röntgenaufnahme an verschiedenen Stellen des Knochens durchgeführt. In der Nähe des betroffenen Gelenkes (distale Osteotomie), in der Mitte des Mittelfußknochens 5 (diaphysäre Osteotomie) oder weit entfernt vom Gelenk (proximale oder basisnahe Osteotomie). Je stärker die Fehlstellung, desto weiter weg von ihr beginnt man, sie zu korrigieren. Je nach Befund müssen auch die Beuge-oder Strecksehne der Kleinzehe verlängert und verklebte Gelenkkapseln gelöst werden.

Eine häufig eingesetzte Operationsmethode ist die Chevron-Osteotomie. Dabei wird an der Außenseite des 5. Mittelfußknochens ein keilförmiges Knochenstück entfernt. Danach wird der Mittelfußknochen nach innen geschoben (begradigt) und mit einem Draht oder einer Schraube befestigt. Diese Maßnahme korrigiert die Kleinzehen (den Digitus quintus varus) und verschmälert den Vorfuß.

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Fuss- und Sprunggelenk

Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

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