Orthopädische Gelenk-Klinik

Valgusarthrose (X-Arthrose) im Sprunggelenk

Definition der Valgusarthrose im Sprunggelenk

Links die Valgusstellun und rechts die gesunde Ferse
Bei einer solchen Valgusfehlstellung (linker Fuß) kommt es leicht zu einer Valgusarthrose, weil der äußere Gelenkspalt des oberen Sprunggelenks stark belastet wird. c krutadivulia, adobe

Die Valgusarthrose im Sprunggelenk ist eine Knorpel- und Knochenschädigung, die im Rahmen einer Fehlstellung des Fersenbeins nach außen entsteht. Durch diese Valgus- oder X-Stellung des oberen Sprunggelenks wird der äußere Bereich des Gelenkspalts mechanisch überlastet und gereizt, und es kommt dort zu vermehrtem Verschleiß.

Die Erkrankung wird wegen der X-Stellung auch X-Arthrose des oberen Sprunggelenks genannt. Da die Arthrose sich lateral, also an der Außenseite des Sprunggelenks entwickelt, bezeichnet man sie zudem als laterale Sprunggelenksarthrose – im Unterschied zur konzentrischen Sprunggelenksarthrose, die das gesamte Gelenk gleichmäßig befällt.

Wie macht sich eine Valgusarthrose bemerkbar?

Eine Arthrose im Sprunggelenk führt zu tiefliegenden Schmerzen. Häufig sind diese zunächst als morgendliche Anlaufschmerzen fühlbar, später treten sie auch in Ruhe auf. In entzündlichen Phasen kann sich das Sprunggelenk überwärmen und anschwellen, manchmal ist es auch gerötet. Langfristig verliert das Sprunggelenk mit Valgusarthrose seine äußere Form. Die Schwellung tritt vor allem außen auf, während der Innenknöchel stark hervortritt.

Wie entsteht eine Valgusarthrose?

Die Valgusarthrose des oberen Sprunggelenkes entsteht durch die Fehlstellung der Ferse nach außen. Eine solche X-Stellung wird durch verschiedene Faktoren begünstigt:

  • Fehlverheilte Frakturen des oberen Sprunggelenks. Vor allem passiert dies, wenn das Wadenbein nicht in die ursprüngliche Position gebracht wurde, verdreht oder verkürzt ist.
  • Schädigung der sog. Syndesmose. Ist diese die Sprunggelenkgabel stabilisierende Bandstruktur defekt, kann es ebenfalls zur Valgusarthrose im OSG kommen
  • Schäden an den inneren Bändern.
  • Angeborener oder erworbener Knick-Senkfuß.

Schleichender Verlauf

Häufig entwickelt sich die Valgusarthrose über Jahre hinweg, ohne dass sich Beschwerden bemerkbar machen. Das liegt daran, dass die X-Fehlstellung oft jahrelang durch Sehnen und Bändern kompensiert wird. Nutzt sich der Gelenkknorpel weiter ab, wird die X-Fehlstellung weiter verstärkt, was wiederum die Arthrose antreibt.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Valgusarthrose ?

Zunächst fragt der Arzt nach den Beschwerden, d.h., ob Schmerzen auftreten, wo sie genau sitzen und ob es dafür Auslöser gibt. Bei der körperlichen Untersuchung tastet er das Sprunggelenk vorsichtig auf Druckschmerzen ab. Außerdem prüft er die Beweglichkeit und Stabilität des Gelenks. Bei der Inspektion des Fußes fallen häufig ein starkes Nach-Innen-Treten des Innenknöchels und eine ausgeprägte Schwellung im Bereich des Außenknöchels auf.

Die Ganganalyse ist wichtig, weil sie oft deutliche Hinweise auf Fußfehlstellungen gibt. Auf dem Laufband zeigt sich zudem, wie sich das Gelenk unter Belastung verhält. Wie die Belastung verteilt ist, lässt sich auch mithilfe der Podometrie erkennen.

Bildgebende Verfahren zeigen neben einer Fehlstellung das Ausmaß der Arthrose. Im Röntgen sind knöcherne Veränderungen zu sehen, arthrosetypisch sind ein verschmälerter Gelenkspalt, Knochenanbauten (Osteophyten) und eine subchondrale Sklerose. Die Magnetresonanztomographie ermöglicht es, die Weichteile und den Zustand des Knorpels zu beurteilen.

Wie behandelt man eine Valgusarthrose ?

Für die konservative Therapie einer Valgusarthrose am Sprunggelenk stehen etliche Maßnahmen zur Verfügung.

  • Mit der Physiotherapie sollen die unterstützenden Muskeln aufgebaut und die stabilisierenden Sehnen und Bänder gestärkt werden. Ein weiteres Ziel der Physiotherapie ist, die Aufstandfläche zu verbreitern und das Gelenk zu mobilisieren. Wichtig ist auch, die verkürzte Muskulatur an der Innenseite des Sprunggelenks zu dehnen.
  • Nach Erlernen der entsprechenden Übungen in der Sprunggelenkschule soll der Patient das Muskeltraining eigenständig fortführen. Insbesondere ist dabei auf die Stärkung des hinteren Schienbeinmuskels (Musculus tibilalis posterior) zu achten.
  • Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind vor allem bei akuter, schmerzhafter aktivierter Arthrose hilfreich. Sie dämmen die Entzündung ein, lindern die Schmerzen und fördern das Abschwellen.
  • Schuhanpassungen oder passive Einlagen werden häufig bei nicht ausgleichbarer Störung verordnet. Hierbei ist wichtig, dass der Fuß parallel aktiv trainiert wird. Orthesen sind eine Option, wenn das Sprunggelenk aktiv nicht ausreichend stabilisierbar ist.
  • Wichtig ist zudem das Anpassen der Belastung, um weitere Schäden zu vermeiden. Sportarten mit abrupten Abbremsmanövern oder Richtungswechseln (Fußball, Tennis, Squash ) sollten unterlassen werden.
  • Die physikalische Therapie hilft bei entzündlicher Reizung durch Kälteanwendungen. In entzündungsfreien Phasen fördern Wärme und Elektrotherapie die Durchblutung und tragen damit zur Linderung bei.
  • Die ZRT-Matrixtherapie kann unterstützend eingesetzt werden.

Indikation zur Operation bei der Valgusarthrose (X-Arthrose) im Sprunggelenk

Die Operationsindikation sollte bei Arthrosezeichen im Sprunggelenk frühzeitig gestellt werden. Damit bleibt die sehr gute Chance auf eine gelenkerhaltende Therapie erhalten. Bei erfolgreicher Operation können Belastbarkeit und Mobilität des Sprunggelenks oft mit nur geringen Einschränkungen wiederhergestellt werden.

Wichtig bei der Operationsplanung ist immer die Beurteilung des gesamten Fußes. Denn zusätzliche Fehlstellungen der Fußknochen sind oft ursächlich für die Sprunggelenksarthrose und deshalb dringend mitzubehandeln.

Zum Einsatz kommen sowohl Weichteileingriffe wie Sehnenverlängerungen oder Sehnenversetzung, aber auch Knocheneingriffe zur Korrektur der Fehlstellung mit Keilentnahme oder Abtragung von Überständen. Je nach Ausmaß der Arthrose und der Fehlstellung kombiniert der Fußchirurg die Eingriffe. Manchmal ist dies in einer Sitzung möglich. Je komplexer die Fehlstellung im Sprunggelenk jedoch ist, desto wahrscheinlicher ist ein zwei- oder mehrzeitiges Verfahren.

Die Eingriffe bei Valgusarthrose im Sprunggelenk werden grob in folgende Typen aufgeteilt:

  1. Knochen-Operationen (Osteotomie am Sprunggelenk): Knocheneingriffe mit Veränderung der Stellung werden als Umstellungsosteotomien bezeichnet. Die sog. supramalleolären Umstellungsoperation finden oberhalb der Sprunggelenkslinie statt. Es kann sowohl am Schienbein eine aufklappende äußere Umstellung als auch eine innere zuklappende Umstellung durchgeführt werden. Bei Begleitfehlstellungen können Fersenbeinoperationen zur Normalisierung des Achillessehnenzuges erforderlich werden. Steht das Sprungbein nach Korrektur wieder horizontal in der Sprunggelenkgabel, muss manchmal eine Stellungsanpassung des Vorfußes oder der Fußwurzel erfolgen. Dies geschieht z. B. durch Entnahme oder Einfügen eines Knochenkeils oder auch durch Versteifung eines Gelenks.
  2. Bandoperationen (Bandplastik oder Bandrekonstruktion): Alte Bandverletzungen oder im Verlauf der Fehlstellung entstandene Bandschädigungen müssen gesondert mit Bandplastiken versorgt werden. Bei der Valgusarthrose sind insbesondere die inneren Bänder betroffen. Zur Ausheilung muss das Gelenk häufig vorübergehend fixiert werden.
  3. Sehneneingriffe: Im Laufe der Erkrankung, bei angeborener Fehlstellung oder Lähmungen mit Fehlstellungen verändern sich häufig die Sehnen. Dann müssen die Sehnenzüge verlängert oder sogar verlagert werden.

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Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

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