Orthopädische Gelenk-Klinik

Syndesmoseband-Verletzung und Syndemose-Ruptur

Schema Syndesmosebänder
Die Syndesmosebänder stabilisieren die Position von Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula). Bei einem Syndesmosebandriss wird das Sprunggelenk instabil und überbeweglich. © Gelenk-Klinik

Definition der Syndesmosenverletzung am Sprunggelenk

Bei einer Syndesmosenverletzung am Sprunggelenk handelt es sich um eine teilweise oder komplette Ruptur der Bandstrukturen, die das Schienbein und das Wadenbein im Bereich der Sprunggelenksgabel zusammenhalten. Unterschieden wird die akute, frische Verletzung von der chronischen Syndesmoseninstabilität, die sich nach einer übersehenen Verletzung entwickeln kann.

Wie entsteht eine Syndesmosenverletzung?

Die direkt oberhalb des Sprunggelenks liegende Syndesmose ist eine komplexe Bandverbindung zwischen Schienbein und Wadenbein. Sie sichert die Sprunggelenksgabel, die aus dem Innenknöchel (unteres Ende des Schienbeins) und dem Außenknöchel (unteres Ende des Wadenbeins) gebildet wird. In dieser Gabel (auch Knöchelgabel genannt) sitzt das Sprungbein (Talus) als gelenkbildender Partner. Gemeinsam bilden sie das obere Sprunggelenk.

Die Syndesmose wird aus drei Anteilen gebildet, dem vorderen, dem mittleren und dem hinteren Schienbein-Wadenbein-Band (Ligamentum tibiofibulare anterius, Ligamentum tibiofibulare interosseum und Ligamentum tibiofibulare posterius). Gemeinsam befestigen sie das Wadenbein am Schienbein im unteren Bereich. Die vom Verlauf der Bänder her sehr ausgeklügelte Verbindung führt zu einer elastisch federnden Befestigung der Sprunggelenksgabel. Sie erlaubt geringe Verschiebungen zwischen Schien- und Wadenbein und eine leichte Drehung des Wadenbeins, wenn der Fuß gebeugt oder gestreckt wird.

Im Rahmen einer Drehverletzung des Sprunggelenks kann es zu einer starken Belastung der Sprunggelenksgabel und der sie verbindenden Syndesmose kommen. In der Folge können die Bandstrukturen reißen. Da die Syndesmose aus drei Bändern besteht, gibt es verschiedene Verletzungsmuster. Diese werden häufig nach Grad I bis III eingeteilt:

  • Grad I: Verletzung des vorderen Bandes einschließlich Teilen des mittleren Bandes
  • Grad II: Verletzung vorderes Band plus mittleres Band
  • Grad III: Verletzung der kompletten Syndesmose, d.h. aller drei Bänder

Zu Syndesmosenverletzungen kommt es, wenn die Gabel mechanisch auseinandergezwungen wird und die Bänder den Zug nicht mehr halten können. Dies ist z. B. der Fall, wenn ein belasteter Fuß nach außen gedreht wird. Auch Umknicktraumen mit starker Drehbewegung können dazu führen. Ein weiterer Grund für Syndesmosenrisse sind Frakturen des oberen Sprunggelenks.

Bei Sportarten mit abrupten Richtungswechseln sowie bei Kontaktsport ist das Risiko für Syndesmosenrisse hoch. Deshalb finden sie sich oft bei Handballern, Fußballern und Hockeyspielern. Auch Würfe und Abwehrbewegungen beim Judo begünstigen Verletzungen der Syndesmose.

Wie macht sich eine Syndesmosenruptur bemerkbar?

Die häufigsten Symptome einer akuten Syndesmosenverletzung sind Schmerzen im vorderen Bereich des Sprunggelenks an der Außenseite. Je nach Ausmaß kann der Fuß nicht mehr belastet werden. Bei Teilrissen ist es möglich, dass die Syndesmosenverletzung nicht erkannt wird. Dann kommt es zu einer Instabilität im Sprunggelenk und zu Sprunggelenkschmerzen nach sportlicher Aktivität oder beim Gehen auf unebenem Gelände.

Im weiteren Verlauf kann die verringerte federnde Wirkung zwischen dem Innen- und Außenknöchel zu einer Arthrose führen. Ein reduzierter oder vergrößerter Abstand zwischen Innen- und Außenknöchel verändert die Lage des Sprungbeins in der Gabel und begünstigt die Entwicklung einer Arthrose ebenfalls.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Syndesmosenruptur?

Zunächst lässt sich der Arzt die Beschwerden und den Unfallhergang schildern. Bei der klinischen Untersuchung des Fußes prüft er diesen auf Druckschmerzen, Beweglichkeit und Stabilität. Ergibt sich der Verdacht auf eine Syndesmosenverletzung, ist die bildgebende Diagnostik unerlässlich.

Achtung Brüche!

Im Rahmen der Erstuntersuchung bei Verdacht auf einen Syndesmosenriss ist der Ausschluss von Knochenbrüchen wichtig. Das gilt insbesondere für hohe Wadenbeinbrüche im Rahmen einer sogenannten Maisonneuve-Fraktur.

Am genauesten ist die digitale Volumentomographie. Sie zeigt beim stehenden Patienten, ob sich die Sprunggelenksgabel unter Belastung aufgeweitet und somit instabil ist. Ein weiteres, noch nicht sehr verbreitetes Diagnoseverfahren ist die Weight-bearing-Computertomographie.

Auch Röntgenaufnahmen können zur Beurteilung der Situation beitragen. Sie ermöglichen, das Ausmaß der gesamten Verletzung einzuschätzen.

Wie behandelt man eine Syndesmosenruptur?

Sind begleitende Verletzungen und knöcherne Ausrissverletzungen sicher ausgeschlossen, kann eine akute Syndesmosenverletzung konservativ behandelt werden. Dies geschieht durch Ruhigstellung in einer Rechtwinkelstellung oder in leichter Spitzfußstellung. Ob das Sprunggelenk komplett entlastet werden muss, hängt von der Stärke der Schädigung der Syndesmose ab.

Operationsindikation bei Syndemose-Ruptur

Ist es im Rahmen der Verletzung zu einer Instabilität, also einer Mehrbeweglichkeit zwischen Waden- und Schienbein gekommen, lässt sich eine ausreichende Heilung häufig nur durch eine Operation erreichen. Vor allem bei einer gleichzeitigen Verletzung des vorderen und hinteren Syndesmosenbandes ist eine operative Behandlung zu empfehlen. Ziel der Operation ist die Wiederherstellung einer stabilen Sprunggelenksgabel und die korrekte Positionierung des Sprungbeins in die Knöchelgabel.

Bei der Operation werden die Bänder genäht oder rekonstruiert, d.h. mit Sehnenmaterial aus der Unterschenkelregion verstärkt. Um nach der Naht eine Heilung zu ermöglichen, implantiert der Operateur oft eine oder zwei Stellschrauben. Mit ihnen lässt sich die Gabelweite einstellen und fixieren. Ausgerissene Knochenfragmente fixiert der Operateur mit Schrauben. Bei einer Syndesmosenverletzung im Rahmen von Sprunggelenksbrüchen ist eine besondere Therapie notwendig.

Die Ruhigstellungsphase nach Syndesmosenverletzung dauert im Normalfall sechs Wochen. Bei eingebrachter Stellschraube im Rahmen einer operativen Maßnahme muss diese vor Belastungsaufbau entfernt werden.

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Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Orthopädie an der Orthopädischen Gelenk-Klinik Dr. med. Thomas Schneider
Facharzt für Orthopädie

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